Sakineh Mohammadi-Aschtiani – eine unmenschliche Tragödie im Islamischen Kalifat Iran

Das Urteil der Steinigung einer Ehebrecherin in Iran hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Auf Grund internationaler Proteste wurde die Steinigung Sakineh Mohammadi-Aschtianis in eine 10-jährige Haftstrafe umgewandelt. Wie heute.de gestern berichtete teilten nun iranische Rechtsexperten mit, dass Sakineh Mohammadi-Aschtiani jetzt sogar der Tod durch den Strang, wegen Beihilfe zum Mord, drohen könne.Wir haben es nicht eilig“, sagte der Chef der Justizverwaltung Ost-Âzarbâyjân, Malek Aschdar Scharifi.

Was war geschehen?

Sakineh Mohammadi-Aschtiani [سکينه محمدي آشتياني] (Sakine Mohammadi štiyâni) ist die Geschichte einer Frau, die einen verhängnisvollen Ausweg aus ihrem Leid, in einem Land, wie der Islamischen Republik Iran, wählte. Ihr unsäglicher Ehemann misshandelte, verprügelte und missbrauchte sie und zwang sie zur Prostitution, um seine Heroinabhängigkeit zu finanzieren; sie war ihm regelrecht ausgeliefert und das Eheleben Sakinehs wurde zur Hölle. Sie suchte Trost bei ihrem Cousin Nasser und Nasser hatte die Idee ihren Ehemann zu töten, um das Martyrium seiner Geliebten zu beenden – in einem islamischen Land, indem es gemäß der Scharia, für eine Frau beinahe unmöglich ist sich scheiden zu lassen. Ermittlungen ergaben, dass Sakineh Beihilfe zur Tat geleistet hat und mit einem Schlaftrunk ihren Ehemann vor der Tat betäubt haben soll. Tatsächlich erging dann aber ein eher mildes Urteil für Nasser, anstatt der Todesstrafe durch den Strang, die bei Mord vorgesehen ist, erhielt er zehn Jahre Gefängnis.

Sakineh, obwohl nur der Beihilfe schuldig, sollte ebenso lange sitzen. Ein wohl unter Folter erpresstes TV-Geständnis, das Sakineh später widerrufen hatte, war Sakineh zum Verhängnis geworden. In diesem Interview sagte Sakineh: „Sie habe die Ankündigung ihres Cousins, ihren Ehemann zu ermorden, zunächst für einen Witz gehalten.  Er trat in mein Leben, umgarnte mich mit seinen Worten und sagte: ‚Ich bringe ihn für dich um, er ist so ein schlechter Mann. Ich kümmere mich um dich'“, erzählte sie. Später habe sie gesehen, dass ihr Cousin elektronisches Zubehör gekauft habe – und dann habe er ihren Mann durch einen Stromschlag umgebracht. „Er kündigte es mir vorher an, damit ich meine Kinder zu ihrer Großmutter schicken konnte.“ Sakineh wurde dann bei einem Treffen mit Nasser und einem weiteren Mann von Turko-arabischen Sittenwächtern verhaftet. Wegen „verbotenen Umgangs“ wurde Sakineh bereits 2006 von einem iranischen Gericht  zu  99 Peitschenhieben und die unverheirateten Männer zu   40 bzw.  20 Peitschenhieben verurteilt. Das weit größere Verbrechen des Ehebruchs jedoch, sollte durch das Urteil eines iranischen Gerichtes im zweiten Prozess „Tod durch Steinigung“ gesühnt werden. Das iranische Oberste Gericht bestätigte das Todesurteil gegen sie am 27. Mai 2007. Die Kommission für Amnestien lehnte zwei Gnadengesuche ab, so dass nur eine Begnadigung durch Ayatollah Ali Chamenei die Hinrichtung verhindern hätte können.

Internationale Proteste

Menschenrechtsorganisationen, der Vatikan, viele Prominente und  auch die Frau des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, Carla Bruni, setzten sich für die Iranerin ein. Carla Bruni soll daraufhin von der iranischen Zeitung Keyhân ganz in Muslim-Manier als „Prostituierte“ beschimpft worden sein, die den Tod verdient habe. Der EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso nannte dies vor dem EU-Parlament einen „Akt der Barbarei“, während Teheran sich jegliche Einmischung von Außen verwahrt. „Für die Steinigung finde ich keine Worte“ sagte Barroso in einer Rede „zur Lage der Union“ vor dem Europäischen Parlament in Straßburg. „Wir verurteilen die Hinrichtung. Weder moralische noch religiöse Regeln und Sitten rechtfertigen solche Strafen.“ Der Sprecher des Iranischen Außenministeriums, Ramin Mehmanparast wies dagegen erneut darauf hin, dass die 43-jährige Sakineh Mohammadi-Aschtiani nicht nur wegen Ehebruchs, sondern auch wegen Mordes an ihrem Ehemann angeklagt sei und dass beide Vorwürfe noch untersucht würden. Bereits im Juli 2010 sollte das Urteil „Tod durch Steinigung“ vollstreckt werden. Auf Grund der internationalen Proteste setzte die iranische Justiz die Vollstreckung vorerst aus. Das Urteil gegen Aschtiani sei „endgültig“, nur aus „humanitären Bedenken“ werde es zunächst aber nicht umgesetzt, sagte Justizvertreter Malek Aschdar Scharifi. Sobald der Chef der iranischen Justizbehörden, Sadek Laridschani, es jedoch „für angebracht“ halte, werde die Todesstrafe „ohne Rücksicht auf die Propaganda westlicher Medien“ vollstreckt, berichtete im vergangenen Jahr Spiegel online. Die Angriffe des Westens hätten „keinen Effekt“ auf die Ansichten der iranischen Richter. Die Gesetze des in Iran geltenden islamischen Rechts, der Scharia, seien im Westen stets auf „empörte Feindseligkeit“ gestoßen. Die iranische Justiz könne ihren Kurs nicht wegen Attacken aus dem Westen und Druck der Medien ändern, sagte Laridschani und schließlich solle der Westen erst einmal seine Mörder aus den Gefängnissen entlassen. Sakineh Mohammadi-Aschtiani sitzt nun seit  5 Jahren im Nordwest-iranischen Tabriz im Gefängnis, nun droht ihr der Strang.  Das ist die Geschichte einer Frau, die in ihrer Verzweiflung sich ihrem Cousin anvertraute, der schließlich diesen Mord beging, um das Martyrium seiner Geliebten zu beenden.

5 Gedanken zu „Sakineh Mohammadi-Aschtiani – eine unmenschliche Tragödie im Islamischen Kalifat Iran

  1. Das Gesetz, die Scharia, steht im Islam stets über jeglicher Humanität gegenüber dem oder der Einzelnen. Sinnigerweise soll gerade bei Mord (vorsätzliches geplantes Töten eines Menschen, vgl. auch Ehrenmorde), falls die Familie des Opfers damit einverstanden ist, Blutgeld zahlen dürfen, damit er freikommen kann. Ehebruch stattdessen wird mit Steinigung oder Tötung des oder der Täters/in geahndet.
    Diebstahl kann mit der Amputation von Gliedmaßen enden. Das Ansehen, die sog. Ehre gilt in islamischen Ländern wohl mehr als Menschenleben. Welche Rechtsperversion.

    Wenn also nach islamischer Denke (Unrechtsempfinden) Ehebruch ein schlimmeres Vergehen als Mord darstellt, da Ehebruch im Einzelfall sehr viel härter bestraft werden kann (Todesstrafe) als Mord im Einzelfall (der durch Blutgeldzahlung gesühnt wird), dann stimmen die Verhältnisse der Strafzumessungen nicht. Damit ist der juristischen Willkür Tür und Tor geöffnet. Dann kann jeder familiäre Auftragsmord – solange Blutgeldzahlungen fließen – mit Zahlungen sanktioniert werden. Tolles Rechtsverständnis.

    Diese Frau wird doppelt und dreifach bestraft:
    a) durch das Martyrium ihrer Ehe
    b) durch die frauenfeindlichen Ehegesetze der Scharia
    c) der Cousin, der den Mord durchgeführt hat, kommt nach 10 Jahren aus dem Knast und der bedauernswerte Ehekrüppel (die bemitleidenswerte Frau Sakineh Mohammadi-Aschtiani) wird nur, weil ihr Ehebruch vorgeworfen wird, irgendwann per Todesstrafe der Garaus gemacht ohne Berücksichtigung jeglicher strafmildernder Umstände, die hier in diesen Breitengraden zu Recht unterstellt werden würden.

    Ist es kein Ehebruch im Islam, wenn ein unverheirateter Mann mit einer verheirateten Frau verkehrt? Damit hat der Mann doch unzulässigerweise in die Ehe eingegriffen?

    Da bei Diebstahl, einem Vermögensdelikt, solch drastische Bestrafungen legitim sind, kann ich den Ehebruch nur insofern ins Verhältnis setzen, dass die Eheschließung im Islam ein finanzieller (Morgengabe) Vertrag (arrangierte oder Zwangsehe) ist, der den Mann in die rechtliche Lage versetzt, Sex mit seiner Frau, ob es ihr passt oder nicht, haben zu können. Wir denken da an den Vergleich der Frau mit einem Acker, den der Mann jederzeit betreten kann. Wird dieser Vertrag nun (Ehebruch) gebrochen, scheinen verletzte Gefühle keine Rolle zu spielen , sondern die gezahlte Morgengabe scheint dann als „gestohlen“ zu gelten. Das kann nur die Todesstrafe nach sich ziehen. Jedenfalls sind dann die rechtlichen Relationen zur Amputation von Gliedmaßen bei Diebstahl ins sich in völliger Querdenke wieder hergestellt.

    Ja, die Ehe gilt in allen monotheistischen Religionen als heilig, im Islam scheint die Ehe einem finanziellen Vertragsabschluss zu gleichen.

    Diese Frau hat mein tiefstes Mitgefühl. Es ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, die dieses Gesetz über die islamische Menschheit gebracht hat.

  2. The execution of Love / Die Hinrichtung der Liebe / به دار آویختن دلدادگی

    The execution of Love
    Die Hinrichtung der Liebe
    به دار آویختن دلدادگی

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