In liebevoller Erinnerung an Dr. Shojaedin Shafa

Dr. Shojaedin Shafa (2010† / شجاع الدین شفا *1918– )

Dr. Shojaedin Shafa wurde im Jahr 1918 in der Stadt Qom / Iran geboren. Nach dem Abitur ging er nach Teheran um Literaturwissenschaften zu studieren. Nach Beendigung seines Studiums im Bereich der iranischen Literatur studierte er weiter in Beirut /Libanon und in Paris / Frankreich. Nach dem Beginn des zweiten Weltkrieges und der Besatzung Frankreichs durch Truppen des Deutschen Reichs sowie der Besatzung des Iran durch alliierte Truppen, kam er wieder in den Iran zurück und arbeitete als Dolmetscher beim iranischen Rundfunk; gleichzeitig  begann er politisch aktiv zu werden und war einer der Gründer der Partei „Mihanparastân“ (Patrioten/Nationalisten) und gab unter dem gleichen Namen auch eine Zeitung heraus, deren Leitartikel er selbst schrieb. Bis zum Jahr 1978 wurden ca. 60 Übersetzungen und selbst geschriebene Bücher von ihm veröffentlicht. Er ist der Übersetzer des drei bändigen Buches Göttliche Komödie, dem Meisterwerk der italienischen Literatur, geschrieben von „Dante Alighieri“. Er übersetzte außerdem Werke von „Goethe“ (West-östlicher Divan), „André Gide“ und anderen romantischen Dichtern wie „Lamartine“ und „Chateaubriand“ in die persische Sprache.

Vor der Revolution 1978 hatte er einige  wissenschaftliche und kulturelle Ämter innegehabt, darunter arbeitete er auch als Direktor der Pahlavi-National Bibliothek, die nach der Bibliothek des National Parlaments die größte Bibliothek des Landes war. Er promovierte im Fachbereich „vergleichende Literaturwissenschaft“ in Frankreich. [der Vergleich iranischer Literatur und Kultur mit der Literatur und Kultur anderer Nationen und deren Einfluss, wie der Einfluss der Gedichte von Hafez und seiner Person auf Goethe und seinem Werk West-östlicher Divan, oder der Einfluss des Shahnameh von Ferdowsi auf den britischen Dichter „Matthew Arnold“]. Nach der Islamischen Revolution lebte er bis zu seinem Tod in Frankreich. Dieser auch international geachtete iranische Literaturwissenschaftler und Publizist starb am 16.04.2010 im Alter von 92 Jahren. Er war viele Jahre lang der kulturelle Berater seiner Kaiserlichen Hoheit Mohammad Reza Shah Pahlavi und hat manche seiner Reden für ihn geschrieben, wie die berühmte vorgetragene Rede „Kuroš, âsude bexâb ke mâ bidârim…“ [Kyros, schlafe ruhig, denn wir sind hier und halten Wache…] am Grabmal  Kyros des Großen, anlässlich der 2500 Jahr Feierlichkeiten des Kaiserreiches. Die Idee der „2500 Jahr Feierlichkeiten“ und die Änderung des Kalenders [hejri šamsi, arabische Zeitrechnung] in einen „kaiserlichen Kalender, iranischer Zeitrechnung“ war die Idee von Dr. Shojaedin Shafa. Er spielte eine große Rolle bei den kulturellen Entscheidungen seiner Kaiserlichen Hoheit, insbesondere im Hinblick auf die patriotischen Vorgehensweisen des Kaisers zum Zwecke der Wiederbelebung der „Erhabenheit“ des antiken Irans und der Verachtung der islamischen Kultur und der arabischen Invasion in den Iran. Er konzentrierte sich in den letzten Jahren seiner Aktivitäten am kaiserlichen Hof auf die kaiserliche Bibliothek, die auf Erlass und Befehl des Kaisers zu einer der größten Bibliotheken der Welt werden sollte, um in Verbindung mit anderen wichtigen Bibliotheken der Welt zu einem musterhaften Vorbild zu werden. Außerdem sind einige der Meinung, er hätte seiner Kaiserlichen Hoheit bei der Verfassung seines Buches „piš be suye tamaddon“ [auf dem Weg zur großen Zivilisation] geholfen.

Dr. Shojaedin Shafa bekleidete viele wichtige Ämter in Iran; er war
Kulturstellvertreter des kaiserlichen Hofes und Internationaler Botschafter des Irans im Kulturbereich, außerdem war er Direktor der Pahlavi-National Bibliothek, darüber hinaus Generalsekretär des kaiserlichen Kulturrates und Generalsekretär der internationalen Iran-Forscher. Zahlreiche internationale Ehrenämter bekleidete Dr. Shojaedin Shafa, als Ehrenprofessor für Literatur der Universität Rom, er war Ehrenprofessor für Geschichte der Universität Moskau, Mitglied der königlichen Geschichtsakademie in Spanien, sowie Mitglied der österreichischen Akademie Hammer-Purgstall. International bekam er hohe Anerkennung, wie die internationale Auszeichnung der Stadt Florenz im Jahr 1971, sowie kaiserliche Preise für die besten Bücher der Jahre 1956 und  1971.

Wichtige Werke:

Tavallodi digar [Eine neue Wiedergeburt]:

Über die Kritik an allen Religionen, besonders der Religion des Islam von ihrer Entstehung bis heute.

Pas az 1400 saal [Nach 1400 Jahren]:

Über die Geschichte des Iran nach der Islamisierung vor 1400 Jahren.

Touziholmasâ’el az Koleyni ta Khomeini:

Klerusfragen und Angelegenheiten über die Ausübung der Pflichten im Islam von Koleyni bis Khomeini.

Dar peykâre ahriman [Im Kampf gegen den Satan].

Jenâyat va mokâfât [Schuld und Sühne].

Panj naqd bar tavallodi digar [Fünf Kritiken an dem Buch „Eine neue Wiedergeburt“].

Sein letztes Werk mit dem Namen „hoquqe bašar, qânune beyze va bombe atomi“ [Menschenrechte, das Gesetz des Hodens und die Atombombe] wurde im Jahr 2007 veröffentlicht.

Dr. Shojaedin Shafa war einer der großen Schriftsteller des 20. Jhd. Er verfasste einige seiner Werke weit weg von seinem geliebten Land, dem er sein ganzes Leben gewidmet hatte. Er musste im Exil leben, wie so viele andere Iraner, ohne jemals eine Möglichkeit bekommen zu haben in sein geliebtes Heimatland zurückkehren zu können, nicht einmal  in seinem hohen Alter. Was das bedeutet, kann nur derjenige nachvollziehen, der selbst sein Leben im Exil verbringen musste. Seine Seele sehnte sich zeitlebens nach seinem alten, nunmehr zerstörten Zuhause, so wie so viele andere weltweit verstreute, iranische Seelen. Ohne Zweifel wird das Vermächtnis von Dr. Shafa weiterleben, es wird noch in so vielen besorgten Händen liegen und in so vielen Köpfen werden seine Worte ein Echo finden. Er hat uns etwas hinterlassen, das nicht mehr zerstört werden kann. Was kann für einen Menschen, der sein Leben der Liebe zur Wahrheit verpflichtet hat befriedigender sein, als ein unsterbliches Lebenswerk seinem Volk zu hinterlassen. Dr. Shojaedin Shafa widerlegt in seinen Werken das, was Chefideologen im Iran, wie Ayatollah Ali Shariati feststellten und immer wieder behaupteten, nämlich dass die Iraner unter der Sassaniden-Herrschaft zu leiden hatten, den Islam begrüßten, ihn freiwillig annahmen und glücklich waren, dass sie ihre eigene Religion, Kultur und Identität gegen eine fremde austauschten und ohne Gewalt und Zwang den Islam angenommen hätten. Die Iraner hätten die Vergeistigung (arab.: ma’naviyat) des Islams erkannt und hätten  ihn dankend angenommen. Chefideologen wie Ayatollah Motahari meinten sogar: „Islam war wie ein leckeres Essen für uns Hungrige und ein reines Wasser für uns Durstige!“

Seine beiden Werke „Tavallodi digar und Pas az 1400 saal“ räumen auf mit den historischen Lügen die in iranischen Schulen über die Islamisierung Irans gelehrt werden und die Chefideologen dem iranischen Volk als Wahrheit verkaufen wollen. Seine Kritik am Islam erscheint dem Leser seiner Werke mehr als berechtigt. Diejenigen Iraner die seine Werke gelesen haben, können nicht mehr Moslem bleiben.

In seinen Werken stellt Dr. Shafa uns die unendliche Vergeistigung des Islams, die die Iraner so berührt haben soll und ihren Durst nach Spiritualität löschte, vor, damit wir besser begreifen können, welche unendliche Liebe doch hinter der Intellektualität und Spiritualität dieser Ideologie steckt.

Mögen wir uns immer an Menschen wie Dr. Shafa erinnern, die alles in ihrer Macht stehende unternahmen, um uns selbstlos und mit großem persönlichem Risiko, die nackte Wahrheit im Geiste Zartošt [Zarathustra] zugänglich zu machen. Dr. Shafa starb eines natürlichen Todes, eine Operation verweigerte er und verließ das Krankenhaus um zuhause die letzten Tage seines Lebens zu verbringen.

8 Gedanken zu „In liebevoller Erinnerung an Dr. Shojaedin Shafa

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