Gedicht von Omar Khayyam

آن قصر که بر چرخ همى زد پهلو
بر درگه آن شـــهان نــهادندى رو
ديدم که بر کــنگــره اش فــاخته اى
بنشسته همــى گفــت که کوکو کوکو

Ân qasr ke bar carx hami zad pahlu
Bar dargahe ân šahân nahâdandi ru
Didam ke bar kongereaš fâxteyi
Benšaste hami goft kuku kuku

War einst ein Schloss, das bis zum Himmel ragte,
Vor dessen Mauern Königsstolz versagte,
Auf dessen Trümmern klagt jetzt des Täubchens Ruf,
Es klingt, als ob es nur wo wo, wo wo, wo ist es geblieben ruft
Omar Chayyam

(Der Reviergesang einer Ringeltaube ist ein dumpfes, heiseres Gurren, das mit einem „rúhku, kuku“ beginnt. Danach folgt  meist ein 4 bis 5 mal wiederholtes fünfsilbiges „rukúku, kuku und schließlich am Ende meist ein kurzes „ku“. Das persische Wort ku [کو] bedeutet im Deutschen wo und in der Zusammensetzung, wie in Khayyams Gedicht, ergibt sich in der letzten Zeile des Gedichtes der Ruf der Taube, die ruft „wo wo, wo wo, wo ist es geblieben“. Das Gedicht beschreibt den Niedergang Irans nach der Invasion der Araber. Wo sind all diese glorreichen Könige und ihre Schlösser und ihre Erhabenheit?)

9 Gedanken zu „Gedicht von Omar Khayyam

  1. Genau so habe ich das Gedicht auch verstanden. Ich kannte es von vorher, aber die Übersetzung finde ich auch sehr gelungen. Ein trauriges Zeugnis, was er uns hinterlässt. Und viele von uns verstehen noch immer nicht.

    • Schatz, mein Bruderle ist ein Experte, wenn es darum geht ein persisches Gedicht so zu übersetzen und zu reimen und dabei die Pointe behalten. Das ist eine Fähigkeit, die nicht jeder von uns Iraner besitzt, daher gibt es manchmal so katastrophalen Übersetzungen, deren Übersetzer den Sinn nicht verstanden hat. Wir haben uns entschieden, ab und an von großen Dichters etwas zu veröffentlichen, damit die deutsche Leserschaft auch mitbekommt, wenn wir stolz über unsere Geschichte, Kultur und die Literatur schreiben, was das bedeutet.

      In Wahrheit war Xayyâm nie ein Dichter, er war eher ein Mathematiker, aber seine Leistung beim Dichten ist hier auch deutlich zu sehen, dass seine andere Werke dadurch im Schatten stehen und es wird weniger über sein Fach Mathematik berichtet, eher über seine Dichterei Kunst.

      • Ja, ich finde, Künstler und Wissenschaftler liegen näher beieinander, als man es im ersten Moment vermuten könnte, vor allem bei den Iranern. Wir haben den Sinn für’s Schöne, Kritische und für’s Logische. Ein bisschen bin ich schon stolz darauf. Und man merkt das auch in eurem Blog, dass die beiden Komponenten bei uns Iranern sehr stark vorhanden sind. {Leider auch die Unvernunft aufgrund zu großer Eitelkeit!}

        • Mein Schatz, Ardašir und meine Wenigkeit dichten in der Freizeit, d. h., wir haben den Sinn und die Fähigkeit zu dichten, besonders Ardašir, der in mehrere Sprachen dichten und reimen kann! Manche denken, weil wir mal krasse Artikel schreiben, sind wir nicht in der Lage das Schöne zu spüren und zu beschreiben, im Gegenteil! Die Eitelkeit ist bei mir geblieben, aber woanders, wenn es um mein Aussehen geht, da bin ich eitel 😆

  2. Ich liebe Khayyams Dichtkunst. Er ist ein besonderes Kaliber und wird im Iran leider nicht zu den Siebengestirn der Dichter gezählt. Schade eigentlich, denn kaum jemand vermag es interessante Gedanken in kleinen Vierzeilern zu verpacken. Was mir auch gefällt ist, dass er EINDEUTIG Position gegen die Orthodoxen bezieht und auch sonst seine Dichtkunst nicht einer bestimmten Religionen „widmet“. Er ist hochspirituell , aber will nicht diese Spiritualität in eine Religionen „eingezwängt“ sehen.
    Mir gefällt besonders seine Art uns klar zu machen, dass das Leben eine kurze Rast auf Erden ist und jeder Moment genossen werden sollte, bevor er sich schon im nächsten Augenblick auflöst. Wir leben und sterben bald. Aus unserem Staub wird wieder neues Leben entstehen. Es ist eben der Kreislauf des Lebens.

  3. Hat jemand von euch mal die Verfilmung von Omar Khayyam gesehen? Moritz Bleibtreu spielt auch mit drin. Ich habe den einmal gesehen ist aber lange her.

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