Wenn jüdische „Tradition“ Frauenfeindlichkeit bedeutet

Jewish womanJerusalem – Wenn Sie, als moderner orthodoxer Jude, der in der Nähe einer Synagoge lebt bemüht sind, den Affront gegen die Frauen im Gebet zu begrenzen, aber weiter auf einen alten Stil der Synagogen bestehen, der Frauen beleidigt, haben Sie sich für eine unmoralische Wahl entschieden.

Als ich ein junges israelisches Teenager-Mädchen war, welches in einer religiösen zionistischen Gemeinschaft in den 1980er Jahren aufwuchs, wusste ich, dass es zwei Dinge gibt, die man nur in Amerika bekommen konnte: weiße Reebok Hi Tops und eine gesunde Religiosität. Dies ist, was alle Menschen um mich herum sagten, als sie religiösen Zionismus, geboren und in Israel aufgewachsen erlebten, hinweggefegt, in Richtung des äußersten Endes des religiösen und politischen Spektrums. Wir legten unsere Hoffnungen auf die moderne amerikanische Orthodoxie, wo jüdische Jungen und Mädchen das gleiche Klassenzimmer teilten, wo jüdische Frauen Feministinnen waren und Hosen trugen, und wo jeder Rabbi Dov Joseph Soloveitchik zitierte, bevor Jungen und Mädchen in Paaren den Talmud studierten.

Einige Jahre sind seitdem vergangen, weiße Reebok HiTops haben sich zu einem Sammlerstück entwickelt, und ich habe noch den Glauben an ein vernünftiges Maß an einem moderaten Ansatz des modernen orthodoxen Judentums in Amerika. Als ich vor einem Jahr mit meiner Familie nach New York kam, war ich von der Aussicht, dass meine Kinder eine jüdische Erziehung mit einem weiten Horizont erhalten würden erfreut, und darüber, dass ich in die Lage versetzt sein würde, eine Pause vom hektischen, oft militanten religiösen, zionistischen Diskurs In Israel zu nehmen.

Das oben Geschriebene ist immer noch richtig, wenn auch heute etwas weniger. Denn, wenn ein neues Schuljahr beginnt, mit heute ein wenig mehr Erfahrung und weniger von einem psychischen Jetlag beansprucht, werden mir plötzlich die Grenzen und inneren Widersprüche der amerikanischen modernen Orthodoxie schmerzlich bewusst, der einmal frei, als scheinbar gesund und fortschrittlich beschrieben werden konnte.

Meine Enttäuschung begann, als meine älteste Tochter mit einem Blick der Enttäuschung auf ihrem Gesicht aus der Schule kam. Im Vorjahr, als sie in der 6. Klasse war, entdeckte sie zu unserer Überraschung, dass sie zu beten liebt. Sie war noch nie ein spiritueller Typ. Immer, wenn ich hartnäckig darauf bestanden habe, etwas in der jüdischen Tradition zu tun, wartete sie ruhig und geduldig, bis ich fertig war, dass sie mir weiterhin über noch ein anderes Buch der Hunger Games-Reihe erzählen konnte. Gottesdienste mit ihren weiblichen Klassenkameraden, die Melodien und der Ton berührten einen religiösen Nerv in ihrem Herzen, einen religiösen Nerv, dessen Existenz uns vorher nicht bewusst war.

All dies kam zu einem abrupten Ende in diesem Jahr in der 7. Klasse, der Mädchen-Gebetsdienst wurde durch einen Gottesdienst mit Jungen in ihrer Klasse ersetzt, ein Jahr, nachdem die Mädchen ihre Bat Mitzwa Feierlichkeiten gefeiert hatten und im jüdisch-religiösen Gesetz als Erwachsene gelten. Eine tiefgreifende Veränderung fand nun statt: Während die Mädchen alle Rollen in ihrer Gebetsgruppe, darunter auch das Lesen von Leitgebeten erfüllt hatten, wurden sie nun an den Rand geschoben, als Zuschauer, die Gebete führten nun allein die Jungen die Klasse durch.

Diese Mädchen, die jetzt als Erwachsene in Bezug auf jüdische Verpflichtungen  im Klassenzimmer gesehen wurden, wurden plötzlich beiseite und an den Rand gedrängt. Und ich meine regelrecht an den Rand geschoben, weil die Zeit gekommen ist, die Maske der gewöhnlichen Bräuche abzunehmen, hinter denen diese Routinehandlungen sich verbergen, um sie als das zu enttarnen, was sie wirklich sind: Ein Akt, der gewalttätig und tief beleidigend ist. Mit einer Handbewegung sagt die religiöse jüdische Gemeinde seinen jungen weiblichen Mitgliedern, dass sie die Erlaubnis haben, ihre inspirierende Karriere als sexuelle Objekte zu beginnen und wie ihre religiöse Praxis nun zu beginnen hat, und ihre künftige Aufgabe darin besteht, als passive Zuschauer und professionelle Amen-Sager zu fungieren.

Kurz nach den frustrierenden Beichten meiner Tochter, erzählte eine Freundin von mir von den Last-Minute-Plänen für die Bat Mizwa Feier ihrer Tochter. Das Mädchen würde die Haftarah (die Auswahl aus den Propheten, die traditionell nach der Torah-Lesung in der Synagoge am Sabbat Morgen rezitiert werden) in einem Frauen-Gottesdienst rezitieren, der in einem kleinen Raum in der Synagoge abgehalten werden würde. Als ich fragte, ob der Vater des Mädchens teilnehmen würde, sagte meine Freundin ja, er würde da sein. Ihm und ein paar Männern wurde eine spezielle Erlaubnis durch die Rabbiner der Gemeinde zur Teilnahme gegeben, aber nur unter der Bedingung, wenn sie bereits vorher an einer frühmorgendlichen Sabbath–Zeremonie teilgenommen haben, wo sie die gesamte Torah-Lesung nach den Anforderungen des orthodoxen Judentums hören würden. Natürlich würde das Lesen der wöchentlichen Torah-Abschnitte des Sabbath-Gottesdienstes an diesem frühen Morgen von einem jüdischen männlichen Erwachsenen durchgeführt werden.

An jedem anderen Tag, und wenn ich in einer anderen Stimmung gewesen wäre, hätten die Worte meiner Freundin mich nicht so berührt: Was ist so schlimm an dieser Anordnung? Hier haben wir einen Rabbiner, der versucht, die übliche Praxis des orthodoxen Glaubens ein wenig nach rechts und ein wenig nach links zu biegen, damit jeder in der Familie des Mädchens zu Bat Mitzvah glücklich ist . Allerdings erwies sich die kumulative Wirkung der Erfahrung meiner Tochter und meiner Freundin überwältigend. Die Worte meiner Freundin durchbohrten mir das Herz.

Wie konnte so etwas geschehen? fragte ich mich. Wie kann ich mir erlauben, ein Teil dieses apologetischen Geschwätzes zu sein? Teil einer dieser anachronistischen, lächerlichen Überreste der Hälfte der Menschheit? Wie ist es möglich, dass die Menschen um mich herum, von denen die meisten Paare in ihrem Privatleben damit beschäftigt sind, zwei Karrieren mit ihren familiären Verpflichtungen zu verbinden mit einer solchen Ungerechtigkeit kollaborieren?

Dann kamen die großen Feiertage, und ich sah auf von meinem Gebetbuch , als ich in meiner Synagoge Darkhei Noam saß, die zur Gruppe der Synagogen, die als Minjanim Partnerschaft bekannt sind, gehört, die auf dem Prinzip der Gender-Partnerschaft basieren und wo Frauen sitzen können, die bestimmte Rollen innerhalb der modernen orthodoxen Praxis erfüllen. Ich schaute mich um und bemerkte, dass keiner von den netten Menschen, die ich auf Elternsprechtagen in der wunderschönen modernen orthodoxen Schule traf, die meine älteren Kinder besuchen, bei mir in der Synagoge war. Dies ist eine Tatsache, die ich im Vorjahr einfach übersehen hatte. Die Schlussfolgerung, die aus dieser Tatsache in großen Buchstaben gezogen werden muss, lautet: Die kritische Masse der Anhänger der modernen Orthodoxie besuchen weiterhin die Synagogen im alten Stil.

So können Sie fragen: Na, was erwartet sie? Dass jeder genauso denkt wie sie? (Eigentlich ist das genau das, was ich erwarte, aber lassen wir diesen Punkt für den Moment) Die Wahrheit ist, dass ich der bedeutenden Gruppe von Juden, die nicht bereit sind, Frauen in den Prozess innerhalb einer Synagoge eine aktive Rolle zu geben, verzeihe. Ich kann verstehen, warum es für viele der Mitglieder der vorherigen Generation schwierig ist, ein neues „Gericht“ zu kreieren. Und ich kann verstehen, dass diejenigen, die in einem monolithischen konzeptionellen Ghetto leben, nicht wirklich zu feministischen Denken tendieren. Ich kann auch verstehen, dass nicht jeder zu revolutionären Gedanken geboren ist, und wenn es keine Synagoge mit egalitären Gender-Bestrebungen in der Nachbarschaft gibt, nicht jeder wurde geboren, um ein Gründungsmitglied als Mutter oder Vater zu werden. Ich bin sogar bereit ein wenig Verständnis für diejenigen zu haben, deren Lebensunterhalt vom alten Establishment abhängt und die deshalb kein Verständnis dafür haben, dass der Status quo geändert werden muss.

Nachdem ich all diesen Personen vergeben habe, kann ich nun meine Wut ablassen, bei allen anderen in der orthodoxen jüdischen Gemeinde. Im Gegensatz zu den Mitgliedern der vorherigen Generation können sie nicht behaupten, dass sie keine Wahl haben, denn im Laufe der letzten 10 Jahre wurden Alternativen des modernen orthodoxen Judentums geschaffen, die nicht gegen die Grundsätze verstoßen. Ich freue mich über alternative Lösungen, die von hochgelehrten rabbinischen Autoritäten, die akribischer gegenüber die Punkte des jüdischen religiösen Gesetzes, als die meisten modernen orthodoxen Juden sind. Prof. Rabbi Daniel Sperber ist einer der prominentesten dieser Rabbiner.

Wenn sie in einer Nachbarschaft einer Synagoge leben, die sich bemüht, so viel wie möglich den Affront gegen Frauen zu beschränken, bestehen moderne orthodoxe Juden dennoch auf die Teilnahme in der Synagoge im alten Stil, der Frauen beleidigt und eine unmoralische Wahl darstellt. Sie haben sich dafür entschieden, Frauen an ihrem Arbeitsplatz als gleichberechtigte Kollegen zu betrachten, und am nächsten Tag spucken sie auf sie in der Synagoge. Die Wahl liegt bei ihnen. Diese modernen orthodoxen Juden hatten das Privileg, in einer Generation geboren zu werden, die eine Jahrhunderte alte Ungerechtigkeit auslöschen könnte, doch sie kehren dieser Gelegenheit den Rücken. Vielleicht behaupten sie, dass sie einfach nur die gleiche Art von Lebensstil, den sie in ihrem Elternhaus sahen, folgen wollen, mit dem sie vertraut sind. Wir sind nicht engstirnig oder willkürlich hartnäckig, argumentieren sie. Wir lieben einfach Tradition. Sie denken genauso wie Plantagenbesitzer im Süden der USA am Vorabend des Amerikanischen Bürgerkrieges, die sich verzweifelt an die antiquierte Rassendoktrin klammerten, nur weil sie keinen anderen Ansatz kannten.

Ja, Wandel ist erschreckend. Allerdings ist die Alternative sogar noch erschreckender. Das moderne orthodoxe Judentum ist sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst. Seit mehr als einem Jahrhundert kämpfen sie nebeneinander „modern“ und „orthodox“, obwohl die Kombination zuvor als ein Oxymoron angesehen worden war. Es wurde geltend gemacht, dass das jüdische religiöse Gesetz vereinbar mit der modernen Zivilisation sei, dass religiöse Juden nicht unwissend hinsichtlich weltlichem Wissen sein müssen. Dank dieser Spannung zwischen den beiden Begriffen, baute das orthodoxe Judentum sich selbst auf und hatte große Erfolge. Allerdings ist seine Botschaft allmählich erodiert; Moderne Orthodoxie muss sich dringend zur nächsten Phase hinbewegen.

Im vergangenen Sommer, schlug ein Artikel in der Daily Makor Rishon Wellen in der israelischen Öffentlichkeit. Der Artikel beschrieb das Phänomen religiöser Juden, die sich nicht von den Verboten des jüdischen religiösen Gesetzes einschüchtern lassen. Einige von ihnen schickten Textnachrichten mit ihren Handys am Sabbat. Andere schalteten die Klimaanlage ein oder benutzten den Aufzug am Sabbat mit einer leichten Veränderung (um diese Handlungen aus ihrem gewohnten Wochentag zu verändern). Ob sie dieses Vorgehen gewählt haben, weil sie müde waren oder es wählten, um zwischen Substanz und der akribischen Aufmerksamkeit auf die kleinsten Details des jüdischen religiösen Gesetzes zu unterscheiden weiß ich nicht, sie wollten dennoch dem entspannten, komfortablen Ansatz folgen, das ist Tradition unter gleichgesinnten sephardischen Juden.

Die Resonanz auf die Präsentation dieses Phänomens war gemischt. Eine Resonanz hatte meiner Meinung nach einen Nerv getroffen. In einem Artikel, der auch in der Makor Rishon erschien, sprach Yehuda Yifrah über das, was er als „Leichtgewicht“ der religiösen Juden bezeichnet, die, wie er sagt, unter einem niedrigen Niveau des religiösen Eros leiden. Bis zu einem gewissen Grad hat er Recht. Schließlich, wie viel Libido ist denn in Maßen? Wie viel von einer geistigen Hebung kann man ableiten von einem „middle-of- the-road“ Kompromiss? Daher sagt Yifrah, dass die flexodoxe Gemeinschaft letztlich an einer Kreuzung steht, wo ihre Mitglieder zwei Möglichkeiten haben: Entweder müssen sie das religiöse Judentum ganz aufgeben, dabei muss jeder Jude, der in der säkularen westlichen Gesellschaft lebt, die eingebaute Dissonanz beenden, oder sie müssen den Weg der wahren religiösen Erneuerung wählen – in einem ultra- orthodoxen ( Haredi ) Kanal mit Chabad und Breslov chassidischen Sekten als Preis oder zumindest in einer der Jeschiwas, die mit dem „hardal“-Modus-Judentum identifiziert sind, welche eine Haredi Orientierung mit einem zionistischen Ausblick kombiniert.

Allerdings hat Yifrah eine zusätzliche Alternative, die sehr zugänglich ist und welche, die moderne Orthodoxie vor sich selbst retten kann, während ihre Identität gewahrt wird. Wenn Yifrah einen religiösen Eros finden will, kann er mit der Suche an der Stelle des Grabes von Rabbi Nachman von Breslov in Uman in der Ukraine oder auf den Hügeln südlich von Hebron aufhören. Religiösen Eros finden viel näher an der Heimat, jenseits der Trennwand von männlichen von den weiblichen Gläubigen in einer orthodoxen Synagoge. Jeden auf seine eigene Art und Weise. Er kann in diesen Gemeinden, die alle Anwärter sind, gefunden werden, in jeder auf seine eigene Art und Weise, um Gleichheit in der Welt zu erweitern. Er ist in diesen Gemeinden, wo Sie den Geist der Veränderung hell brennend finden können, wo Sie die anfängliche Begeisterung der neuen Migrantinnen, für die sich die Türen der Synagoge nach einem Vorspiel von Tausenden von Jahren schließlich öffnen werden, finden können.

Es sind die Frauen, die, wenn sie die traditionelle „Schehechejanu rezitieren“, – Segen der Dankbarkeit – um uns das Leben zu bewilligen, um uns zu erhalten und es uns zu ermöglichen, diese Gelegenheit zu nutzen, Generationen von Frauen, die gezwungen wurden, zu schweigen, aber deren Stimmen man läuten hören kann, vom hintersten Korridor der Geschichte mit einem herzlichen „Amen“.

Quelle: Haaretz

3 Gedanken zu „Wenn jüdische „Tradition“ Frauenfeindlichkeit bedeutet

  1. Ich gebe zu, dass mir der Artikel leicht unverständlich ist, weil ich die Praxis und Lehren des Judentum nicht verstehe. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist die Autorin nicht unzufrieden mit den orthodoxen althergebrachten Juden, die als Block Frauen wie eh und je in der Synagoge und Schule klein halten, weil sie es nicht anders gelernt haben; sie stört sich an den „modernen“ orthodoxen Juden, die die Gleichberechtigung der Frauen in der Synagogen- und Schularbeit durchsetzen könnten, es aber in der Synagoge nicht tun aufgrund alter Regeln, im Alltagsleben jedoch auf die althergebrachten Traditionen schimpfen. Habe ich das richtig verstanden?

    Kein Wunder, Orthodoxie basiert ja auf ursprünglichen Regeln, die möglichst wörtlich genommen werden. Da passt das Wort „modern“ nicht hinein. Oxomoron ist somit der Begriff, der diese beiden gegensätzlichen Richtungen glätten und unter einen Hut bringen will.

    Die Autorin spricht wohl offensichtlich Juden an, die die innerjüdischen Regularien kennen. Außenstehende können da nicht viel mitreden. Es wäre schön gewesen, hätte sie diese Diskrepanz an auch für Nichtjuden anschaulichen Beispielen vorgetragen. Die vermisse ich da ein wenig. Hier scheint es jedoch weniger um ein geistliches Amt als Rabbi (ähnlich der kaht. Kirche) für Frauen zu gehen als um die religiöse Diskriminierung von normalen Frauen der jüdischen Gemeinde in Schule und Synagoge.

    Gibt es im Judentum auch die Position des Rabbi für Frauen oder ist dieses Amt auch Männern vorbehalten? Haben die Juden noch die alttestamentarischen REinheitsregeln, an die sich jüdische Frauen richten müssen?

    Nun ja, die Emanzipierungsbewegung wird auf Dauer auch nicht vor dem orthodoxen Judentum haltmachen können. Sicher ist für mich nur eins: Das Judentum wäre ohne die Orthodoxie bei der Verstreutheit der Juden in der Welt und bei den Verfolgungen, die die Juden in der Welt erlitten hatten, schon untergegangen. Israel als Staat und als erklärte Judenheimat im biblisch angestammten Land (positiver Zionismus nenne ich das mal) könnte dazu beitragen, dass die Orthodoxiewelt aufgebrochen wird. Sollte Israel jedoch durch Krieg oder andere Kathastrophen vernichtet werden, wird die Orthodoxie wieder aufleben. Diese Angst ist durchaus real und sie drückt sich im Grunde auch in der restriktiven Politik Israels z. B. auch gegen den Iran aus. Die Erfahrung lehrt, dass der Rückzug auf die Fundamente der Orthodoxie in Verfolgungssituationen am besten greifen. Das ist im Chrstentum nicht anders. Das sollte die Autorin bedenken.

    Vielleicht spüren das die „modernen orthodoxen“ Juden instinktiv, wollen ändern und haben dieses Bewusstsein, dass die Orthodoxie verstreut auf der ganzen Erde das Judentum am Leben hielt und handeln zurzeit so widersprüchlich. Dieses „Will-wohl-und-kann-nicht“ ist mir unter diesem Blickwinkel gesehen, jedenfalls irgendwie verständlich. Israel als ein so kleines Land, umgeben mit feindlich gesonnenen Nachbarn, die dessen Zerstörung jederzeit aufgrund des islamischen Konstrukts ins Leben rufen könnten, ist nun einmal in Gefahr zerstört zu werden. Zumindest ist die Angst vorhanden.

    Wie geschrieben: Nur mein persönlicher Eindruck.

  2. Schwer, etwas dazu zu sagen.
    Ich fühle mich an selbst erlebte Konflikte erinnert. Fragen wie z. B.
    Tradition oder Moderne?

    erschließen sich mir in anderer Formulierung besser:
    Buchstabentreue oder Sinnerkennung,
    Originalität oder Freiheit?
    Gottesfurcht oder respektvoll gelebte Liebe?

    Allzu oft geht es nur um die Nachfolge der jeweiligen Interpretationsanführer.
    Ein stimmiges Gesamtbild findet man u. U. bei keiner real existierenden Gruppe und muss es dann für sich selbst entwickeln.

    Will Gott die Gleichberechtigung von Mann und Frau?
    Viele denken bei Rechten an die Grenzen der Freiheit, bis zu denen sie dann machen können was sie wollen.
    Die Liebe fragt schon viel früher: „Was kann ich tun, ohne dass ich es muss?“
    Mann und Frau sind nunmal nicht gleich. Das sieht man z. B. an der jungen Familie:
    Väter haben z. B. nicht das natürliche Recht, ihre Kinder stillen zu können, mit ihnen in körperliche Nähe zu treten und ihnen Versorgung und fühlbare Sicherheit vermitteln zu dürfen.

    Liebende Väter kümmern sich um Mutter und Kind.
    Liebende Mütter sehen zuerst das Kind, obwohl der Vater viel früher da war.
    Sie wissen es, ohne hinschauen zu müssen.
    Liebende Väter verhalten sich so vertrauenswürdig, dass sich die Mütter darauf verlassen können.

    Die Fragen nach Rechten sind egoistischer Natur.
    Die Fragen der Liebe akzeptieren die Gegebenheiten.

    Aus immer gleichen Gegebenheiten können auch Traditionen erwachsen.
    Wenn die Liebe vergessen wird aber die Traditionen bleiben, hält die Verkrustung Einzug.

    Ich bin der Überzeugung, dass die Juden nicht aufgrund irgendeiner cleveren rituellen Mechanik die Unbill der Jahrtausende überlebten, sondern weil es des Herren Mund geredet hat (Sacharja 2, 12): „Wer euch antastet, der tastet meinen Augapfel an.“

    Die Juden tragen eine tiefe Zerrissenheit in sich, und wohl auch eine recht ferne Hoffnung, diese einmal überwinden zu können.

    Sie müssten ja eigentlich nicht nur auf den Messias warten, sondern auch noch auf den Elia.
    Maleachi 3, 24: „Der [Elia] soll das Herz der Väter bekehren zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren Vätern …“
    Jesus deutete diesen Text auf Johannes den Täufer, der schon vor ihm selbst die Liebe predigte (Matthäus 17, 12+13).

    Die Christen tragen die Aufgabe in sich, die Lehre von Jesus (welche im wesentlichen ja die Liebe ist) wirklich und echt auszuleben, damit auch die Juden ihren eigenen König und den Weg aus diesem Schmerz erkennen können.

    Ich hoffe ich bin ihnen nicht unwissentlich zu nahe getreten.

    Liest unsere Yocheved eigentlich noch mit?

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