Abdullah ibn Abd al-Aziz Al Saʿud „Der Kopf der Schlange ist Iran“

Obma und Abdullah

ein Kommentar von Ardašir Pârse

Riad – Hat Barack Obama noch Kraft über Riad, wenn des Königs politische Schlüsselfigur, Prinz Bandar, die Fäden der Politik aus der Ferne zieht und durch Abwesenheit glänzt, wenn „der mächtigste Mann der Welt“ zum Staatsbesuch kommt?

Saudi Arabien fürchtet Amerikas lethargisches Verhalten – in der Krimkrise, im Syrienkonflikt, im iranischen Atomabkommen – denn Amerikas Schwäche ist zum Problem für die Welt geworden. Damals, noch vor etwa einem Jahrzehnt, da konnte ein französischer Präsident, zusammen mit dem deutschen Bundeskanzler, noch Achsen nach Moskau bauen und von einer multipolaren Welt träumen. Heute, nur etwa ein Jahrzehnt später ist eine multipolare Welt viel schneller entstanden, als es die größten Bushkritiker jemals für möglich hielten. Ein schweres Erbe, die Politik der Aggression und Invasion George W. Bushs, für Barack Obama und den USA.

Die Schlüsselfigur in den US-saudischen-Beziehungen, war jedenfalls nicht anwesend, als Präsident Barack Obama sich am Freitag, den 28. März 2014, mit König Abdullah ‏عبد الله بن عبد العزيز آل سعود von Saudi Arabien traf, aber sein Geist dominierte zweifelsohne das Meeting, war in einem Artikel im Foreign Affairs zu lesen. Prinz Bandar bin Sultan, der Neffe des saudischen Monarchen, der Leiter des saudischen Geheimdienstes und der ehemalige langjährige Botschafter in Washington, war wohl noch in Marokko, wo er sich von einer Operation an seiner Schulter weiter erholte. Aber trotz gegenteiliger Gerüchte, bleibt er dennoch die Schlüsselfigur in den US-saudischen-Beziehungen.

Bandars Verschwinden, vor ein paar Monaten, wurde von US-Beamten noch, als ein in den Hintergrund drängen, einer verblassten Figur, von flüchtiger Gestalt gesehen, dessen Blick auf den Iran und den Bürgerkrieg in Syrien irritierend und mit der US-Perspektive unvereinbar sind. Die Realität ist, dass Bandar immer noch eine Schlüsselfigur in Saudi Arabiens Politik in Syrien ist, genau wie auch sein Cousin, der Innenminister Mohammed bin Nayef, der für die Koordinierung mit den Vereinigten Staaten von Amerika zuständig ist. Und aus Sicht der Saudis, nannte man den Mann einmal „Bandar Bush“ wegen seiner Nähe zur Macht republikanischer Kreise in den USA und das verursacht der Obama-Regierung erst Recht Sodbrennen.

Prinz Bandars anhaltende Stärke ist, dass er der Wegbereiter von König Abdullahs Vision für sein Saudi Arabien und dem Nahen Osten ist, in allen geopolitischen Fragen der Region. Der Monarch will Syriens Präsident Bashar al-Assad gestürzt sehen, einschließlich Irans Proxy, der  Hisbollah.  Der „Kopf der Schlange, ist aus der Sicht des Königs der Iran – der abgeschnitten gehört, wie er sagt, denn er hindert ihn daran, seinen fundamentalistischen, wahabitischen Islam im schiitischen Teil der islamischen Welt zu verbreiten. Während Prinz Bandar sich mit Besonderheiten befasst, ist es der König, der den breiten Kurs der saudischen Innen- und Außenpolitik bestimmt, und er ist ein weit größerer Falke als sein Geheimdienstchef. Verglichen mit dem König, ist Prinz Bandar lediglich eine Miezekatze. Der saudische König hat erst in den letzten Tagen ein Anti-Terrorgesetz erlassen, indem er alle Atheisten und Andersdenkende zu Terroristen erklärt hat. Der wichtigste US-Verbündete am Persischen Golf ist das islamistische Land Saudi Arabien schlechthin, dass die Menschenrechte in der Region am meisten mit Füssen tritt. Daneben bedroht es Israel und Iran mit Raketen und droht, sich Atomwaffen aus Pakistan zu beschaffen.

Frühere Treffen zwischen Barack Obama und König Abdullah, haben sich schon immer als politisches und diplomatisches Minenfeld erwiesen. In ihrem ersten Treffen im April 2009, lieferte das berühmte Video von Obama, der sich vor dem König verbeugt hatte, für seine Kritiker den Beweis, dass der Präsident übermäßig unterwürfig, gegenüber dem Monarchen sei. Zwei Monate später, hielt Obama in Riad eine Rede, noch bevor er seine berühmte Rede in Kairo hielt, in der er einen Neuanfang der amerikanischen Beziehungen zu den muslimischen Ländern und der arabischen Welt, nach George W. Bushs Ära der Aggressionen und Invasionen in Afghanistan und in Irak, versprochen hatte. Bei diesem Treffen bat Obama den König Abdullah, Israel die Überflugrechte für israelische Passagierjets Richtung Asien zu ermöglichen, als eine Geste, für einen neuen Start im Nahost-Friedensprozess. Ein früher Hinweis auf die Naivität der Obama-Administration, denn König Abdullah war genervt von diesem Wunsch, der ihn unvorbereitet getroffen hatte und beantwortete ihn mit einem knappen, aber bestimmten „Nein“!

Die Obama-Regierung versuchte eine Annäherung an den Iran und das hat in Riad zu weiteren Kopfschmerzen geführt. König Abdullah war verärgert, über die unterzeichneten Bedingungen des Interimsabkommens mit Teheran, und er ließ das auch Außenminister John Kerry, während eines katastrophalen Treffens der beiden, im November wissen. Der saudische Außenminister Saud al-Faisal, stellte in einer Pressekonferenz unmittelbar danach fest, dass „eine wahre Beziehung zwischen Freunden auf Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Offenheit basiert.“ Das ist der diplomatische Code, um nicht zu sagen, dass ein Schrei-Duell stattgefunden hatte. König Abdullah hatte klare Worte an die USA gerichtet, und Kerry hatte zuzuhören, und das für ein paar Stunden.

Beide Seiten hatten eine eindrucksvolle Liste von Fragen für die Runde der Gespräche vorbereitet. Riad befasste sich mit dem iranischen Interimsabkommen, dem syrischen Bürgerkrieg und den aus ihrer Sicht, iranischen subversiven Aktivitäten in Bahrain, des ölreichen Nachbarn östlich von Saudi-Arabien, das seit mindestens dem 4. Jahrhundert bis 1783, persisches Territorium im Persischen Golf gewesen war, und weiter befasste sich Riad mit der iranischen Unterstützung des militärgestützten Regimes in Ägypten, während Saudi Arabien doch die Muslimbrüder unterstützt, die ihre politische Macht in Ägypten verloren haben. Washington hat einen anderen Blick, auf jedes einzelne dieser Themen, und wollte auch noch ein paar Fragen auf die Tagesordnung setzen, vor allem, den israelisch-palästinensischen Friedensprozess und die schlecht bestellten Rechte der Frauen im saudischen Königreich.

Die Obama-Administration will Saudi-Arabiens weitere Unterstützung im Druck auf Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Nahost-Friedensprozess erhalten. Trotz der anhaltenden Kälte zwischen dem Königreich und Israel, unterstützte es ausdrücklich in der arabischen Friedensinitiative von 2002 eine Zwei-Staaten-Lösung und das Weiße Haus will sicherstellen, dass es diese Worte endlich in die Tat umsetzt. Politische Reformen zu Hause, die helfen hätten können, dass das Reich des Propheten nicht dem Untergang der starren Autokratien im Nahen Osten entgegengehen wird, sind wohl eine vergebliche Hoffnung geblieben. Saudi-Arabiens Verbot, Frauen zu erlauben Auto zu fahren, lässt viele Amerikaner die enge Beziehung ihres Landes zum Königreich in Frage stellen, und Saudi-Aktivistinnen, setzten sich immer wieder über dieses diskriminierende Gesetz in einem „Driveday“ hinweg, um ihrem Protest Nachdruck zu verleihen.

Prinz Bandar ist für die Politik Saudi Arabiens zweifelsohne wichtig, gerade weil Abdullah nicht glaubt, dass Washington Antworten auf die Fragen und Sorgen, die Riad am meisten beschäftigen, liefern wird. Saudi-Arabien ist sehr besorgt und betroffen, über die durchaus wahrgenommene US-Schwäche, ganz gleich ob nun Obamas Untätigkeit in der Krimkrise, die die USA wie einen Verlierer gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin erscheinen lässt, oder Obamas Aufgabe seiner alten Syrienpolitik, wo heute Bashar Al Assad im Bürgerkrieg mit Irans Hilfe, immer mehr an Boden gegen die islamistischen Terroristen gewinnt, oder das als US-Schwäche gewertete Interimsabkommen mit Teheran, das zahlreiche Zugeständnisse der USA an Teheran beinhaltet, einschließlich einem Tauwetter, das in Riad mit großem Misstrauen beäugt wird. Wenn Washington eben dazu nicht in der Lage ist, braucht das Königreich Saudi Arabien seinen eigenen „Fix-it- Man“, und neue Wege, um seine regionalen Interessen zu schützen.

König Abdullah, sieht den Iran als die Wurzel aller Probleme im Nahen Osten an und er will seinem persischen Rivalen seine Größe beschneiden, damit er nicht zu einer hegemonialen Macht am Persischen Golf wird, wenn er es nicht schon ist und immer war, und in seiner Unterstützung von Bashar Assad soll sein persischer Rivale sich eine blutige Nase holen, soweit die Wünsche von König Abdullah. Abgesehen von starken Worten aber, ohne wahre Macht im Nahen Osten zu haben, bietet der saudische König, daneben auch Drohungen: Schließlich könne er immer nach Islamabad reisen um ein paar Atomwaffen zu erwerben, um das Gefühl der Sicherheit des Königreichs zu stärken, sagte er. Eine solche Option und Position steht in direktem Konflikt mit dem Kern der Außenpolitik der USA und dem Problem der nuklearen Nichtverbreitung. Aber Washington hat keine Kraft und kann nichts dagegen tun, als zu sagen, die USA wären sehr verärgert darüber.

Saudi-Arabien könnte auch Washington durch eine Erhöhung der Unterstützung islamistischer Milizen in Syrien ärgern, die sich als effektiver, als moderate Rebellenkräfte bewährt haben. Prinz Bandar hat jedoch auf der anderen Seite diese bösen Kämpfer dieser Terrorbanden als „Hurensöhne“ bezeichnet. Saudi-Arabien, hat vor kurzem seinen Bürgern deshalb verboten, nach Syrien zu reisen um zu kämpfen, so dass diese, aus anderen wahabitisch geprägten Ländern kommen müssen. Die Obama-Regierung ist zutiefst besorgt darüber, dass mehr als 1.000 von ihnen, US-amerikanische oder europäische Pässe besitzen und eines Tages nach Hause kommen könnten – fanatisiert, verroht, mit islamistischen Eifer und Ausbildung und begierig, ihren Jihad in den Westen zu exportieren. Eine mögliche Entwicklung, die dem saudischen Königshaus und seiner politischen Weltanschauung durchaus entgegenkommen mag, denn kurz nach dem 11. September 2001, als die internationale Kritik an Saudi-Arabien und seiner Unterstützung extremistischer, islamistischer Gruppierungen wuchs, erklärte Abdullah: Die hinterhältige Kampagne, die die westlichen Medien gegen das Königreich gestartet haben, ist nichts anderes als die Manifestation eines tief sitzendenden Hasses, der gegen den Weg des Islam gerichtet ist. Die Hinwendung zum Islam und zum Heimatland steht nicht zur Debatte.

Das war eine Menge Kram für eine Zwei-Stunden-Sitzung, ohne Lösungen. König Abdullah wird dieses Jahr 91 Jahre alt, und er ermüdet schnell in diesen Tagen, er ist übergewichtig und kann nicht ohne seine Gehhilfe stehen. Der nächste Prinz in der Thronfolge ist gerade von einer hektischen Serie von offiziellen Besuchen in Pakistan, Japan, Indien, den Malediven und China zurückgekehrt, und es wird gemunkelt, dass er weniger überzeugend ist, als König Abdullah. In der Tat, wurde durch ein königliches Dekret vom 27. März 2014 angekündigt, dass sein jüngerer Halbbruder, Muqrin, für den neuen Posten des Kronprinzen ernannt worden ist.

Wer auch immer der neue wichtige Mann künftig in Saudi-Arabien sein wird, es wird wohl nicht Prinz Bandar sein, weder als Gesprächspartner des US-Präsidenten, noch als Führer seines Landes. Aber so wie Prinz Bandar heute der Mann ist, den man im Auge behalten muss, wird eine neue Generation von Royals erforderlich sein, um Saudi-Arabien durch turbulente Jahre zu führen, hoffentlich besonnener und mit weniger Gier nach hegemonialer Macht und mit weniger Elan zur weltweiten Ausbreitung des wahabitischen Islam.

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