Die Akte Katar – Hintergründe und Hintermänner des radikalen Islam (3)

Bildquelle: botschaft-katar.de

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Diese Artikelreihe wurde ins Spanische übersetzt

2. Teil der Artikelreihe

Doha  الدوحة – Katars Strategie im Arabischen Frühling, begann an der gleichen Stelle zu scheitern, an der er konzipiert wurde, inmitten der Massen von Demonstranten in Kairo am Tahrir-Platz. Am 3. Juli 2013, jubelten die Demonstranten dem ägyptischen Militär, für den Sturz des islamistischen Führers der Muslimbruderschaft Mohamed Mursi zu, dessen radikalislamische Regierung von Katar in Höhe von 5 Mrd. USD unterstützt worden war. Innerhalb nur weniger Tage, hatten Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait, die neue vom Militär gestützte Regierung mit kombinierten Zusagen für Hilfen von 13 Mrd. US-Dollar begrüßt. Tage später, übernahm Saudi-Arabien die Kontrolle über die Sicherung der syrischen Opposition durch die Installierung ihrer bevorzugten radikal-islamischen politischen Führung. Bis Anfang Herbst, war auch Libyen durch die vorübergehende Entführung des Ministerpräsidenten des Landes im Oktober 2013 in ein völliges Chaos verfallen. Doha, das gerade den Aufstieg eines neuen 33-jährigen Emirs gesehen hatte, legte damals seine Interessen, kleinlaut, auf den internen Fokus.

Bildquelle: sueddeutsche. de

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Die Außenpolitik von Katar ist zweifelsohne in ihrem Ausmaß, in dem sie stattgefunden hat, eine vollständige Politik der Fehler, fast eine ununterbrochene Anreihung von Katastrophen. Alles fand durch Proxies statt, so konnte Katar auch bisher nichts Schlimmes passieren.

Sowohl in Libyen als auch in Syrien, halfen Katar-Fonds den international unterstützten Dachorganisationen des islamischen Terrorismus – aber Katar kanalisierte auch direkte Unterstützung für Einzelpersonen und Milizen. In Libyen zum Beispiel, war einer der Hauptkanäle Katars für die Rebellen, der in Doha ansässige Kleriker Ali al-Sallabi, der heftig mit Mahmoud Jibril kollidierte, einem vom Westen unterstützten Führer in Libyen, der als Interims-Ministerpräsident diente, bis er im Oktober 2011 zurückgetreten war. Er warnte vor dem entstehenden Chaos, als verschiedene Fraktionen mit verschiedenen internationalen Hintermännern um die Steuerung und Führung des Landes kämpften. Heute erscheint diese Warnung weitsichtig gewesen zu sein und sie ist eingetreten, denn Libyen ist in einen zunehmenden Kampf zwischen rivalisierenden Milizen verstrickt und nach regionalen und ideologischen Grenzen aufgeteilt. Westliche Staaten, vor allem die USA und Frankreich, haben durch den Sturz von Muammar Ghaddafi und den damit verbundenen völkerrechtswidrigen Luftschlägen der NATO, verschiedene islamistische Organisationen außerhalb Libyens unterstützt und das Land in Chaos und Anarchie gestürzt und versinken lassen. Sie haben das Land Extremisten überlassen, die sich heute die Fetzen dessen entreißen, was einst ein vielversprechender, aufstrebender nordafrikanischer Staat gewesen war. Die Vereinigten Arabischen Emirate, haben inzwischen mit Kampfjets, made in USA, und mit Hilfe von Luftwaffenbasen in Ägypten, angeblich mehrere Wellen von Luftangriffen gestartet, um seit Mitte August die von Katar finanzierten Islamisten wieder zurückzuwerfen. Und heute beklagen sich europäische Staaten in der EU über Flüchtlingsströme, die überall auf der Welt nicht nur die Handschrift islamistischer Staaten wie Katar und islamistischer Organisationen, Milizen und sonstiger Geisteskranker trägt, sondern auch insbesondere die Handschrift der USA und der EU, die diesen Zustand überhaupt erst möglich gemacht haben und aus einem Arabischen Frühling einen Arabischen Winter kreiert haben.

Aber es ist vor allem Syrien, wo Katars-Netzwerk die spektakulärste Fehlzündung initiierte. Der Wettbewerb, zwischen Katars Proxies und denen der Saudis, hat die politische Opposition in Syrien zahnlos auf dem Boden liegen lassen, und sie zu Vasallen fremder Mächte oder Extremisten gemacht. In den Jahren 2012 und 2013, wurden Rebellengruppen als Emporkömmlinge herangezüchtet, die im Wettbewerb um ihre Finanzierung stehen. Einige der von Katar unterstützten Terroristenbanden wurden zu Schlüssel-Brigaden stilisiert – Gruppen wie Liwa al-Tawhid, deren Führer die Rebellen, im zerstrittenen Kampf um die Kontrolle Aleppos, vereinte. Andere, wie Hossam die jedoch einfach gestaltet oder schwach blieben, die sich heute auf ihre eigenen Ideale und Ziele konzentrieren. Mit anderen Worten, es war niemand der Gewinner, denn es gibt hier nur Verlierer.

Katar und andere internationale Mächte, darunter auch die USA, ließen planlos Dutzende von verschiedenen Brigaden darum kämpfen, einen größeren Anteil an der Finanzierung und Einfluss um das politische Schicksal Syriens in der Zukunft zu sichern. Alle der beteiligten Mächte, haben planlos Dutzende von verschiedenen Brigaden unter Kontrolle und lassen es sie unter sich auskämpfen, wer von ihnen einen größeren Anteil an der Finanzierung sichern kann. Sie hatten wenig Anreize, um bei Operationen zusammenzuarbeiten, geschweige denn eine Strategie. Auch ihre verschiedenen Hintermänner hatten keinen Anreiz, um sie zusammenzuführen, da dies ihren eigenen Einfluss auf ihre Rebellengruppen erodieren würde.

Katars Support-System für die Unterstützung fand auch schnell Anreize für Korruption und Betrug, als Mittelsmänner begannen, ihre Fähigkeiten und Kontakte auf dem Boden, um die Gunst der Geber in Doha zu übertreiben. Oft übermittelten Gruppen vielleicht 3.000 Namen, aber in Wirklichkeit gab es nur 300 oder 400 Mann. Das zusätzliche Geld ging in andere Hände und bei vorgesehenen militärischen Operationen verfuhren sie genauso. Wenn sie einen tatsächlichen Bedarf von 1 Mio. USD hatten, sagten sie, dass sie 5 Mio. USD benötigen. Die 4 Mio. USD in der Differenz verschwanden spurlos.

Schon der berühmte arabische Historiker Ibn Khaldun ‏ابن خلدون schrieb im 14. Jhd. über die Natur der Araber. Dr. Shojaedin Shafa zitiert in „Pas az 1400 saal“ S. 299 – 301 Ibn Khaldun. Aus dem Al Moqaddima:

„Das natürliche Talent der Araber ist die Plünderung und Ausbeutung anderer; was sie im Besitz anderer sehen, veranlasst sie zu Diebstahl und Raub. Sie ernähren sich durch ihre Lanzen und Schwerte; sie kennen keine Grenze bei der Beraubung und Plünderung anderer; im Gegenteil rauben sie alles aus von Reichtümern, Hab und Gut bis zu Werkzeugen. Wenn sie ein Land bei ihren Eroberungszügen besetzen und ihre Herrschaft und Macht in diesem Land geltend machen, achten sie nicht auf die Erben der Menschen; deswegen werden die Besitztümer aller durch die Besatzer mit Füßen getreten und geraubt. So wird der Wohlstand verringert und die Zivilisation stirbt aus. Sie sind auch der Grund, weshalb der Wohlstand und die Gesellschaft verdorben wird; denn sie ignorieren die Künstler, Handwerker und verachten diese […] Der Wohlstand in einer Gesellschaft kann durch die Vernichtung solcher Berufe zugrunde gerichtet werden. Die Araber bemühen sich nicht um Gesetze oder Regeln, die den Diebstahl und die Aggressivität den Menschen gegenüber verbieten, sondern sie bemühen sich nur darum, die Besitztümer der Menschen durch Raub und Erpressung an sich zu reißen. Wenn sie ihr Ziel erreichen, walten sie keiner Gnade um des Volkes und seines Wohlergehens. Sie achten nicht darauf, die Menschen unter ihrer Führung den richtigen Weg zu weisen und halten die Missetäter nicht davon ab, weiterhin Verderbtheit über das Volk zu bringen. Wie so oft veranlasst ihre Habsucht und Raffgier sie dazu, Geldstrafen zu verhängen, aber ihr Ziel dabei ist nicht, die Gemeinschaft zu verbessern, sondern höhere Abgaben und Kopfsteuern zu erzielen und durch diese Methoden, die eigenen Reichtümer zu vergrößern. Denn Strafen zu verhängen um die Täter zu bestrafen, halten keinen ab das verbrecherische Verhalten zu ändern. Im Gegenteil helfen die Strafen, welche eher Bestechung sind, ihnen weiter zu machen.

Letzten Endes lebt das von Arabern in Chaos und Anarchie beherrschte Volk so, als ob es keine gesetzliche Macht mehr gäbe. Chaos und Anarchie sind ebenso Ursache für die Vernichtung und Verderbtheit eines Wohlstands und einer Zivilisation. Dieses Volk ist von Natur aus bestimmt, zu plündern und zu vernichten; was sie finden, nehmen sie als Beute […] Aufgrund ihrer Eigenschaft der Barbarei wäre die Herrschaft über sie ebenso nur mit Grobheit, Habsucht und Rivalität verbunden, weswegen sie ungern beherrscht werden wollen. Es ist selten, dass sie wegen einer Sache übereinstimmen. Wenn es aber um ihren Glauben oder irgendein neues Land geht, lässt dieses hindernde und herrische Gefühl, und die Anmaßung und Konkurrenz nach. Sie verbünden sich leichter und begehen gemeinsam den Weg zur Errungenschaft eines Sieges oder einer neuen Eroberung. […] Und so versammeln sich diese Araber, die stolz darauf sind, Skorpione und Zecken zu verzehren, an Tagen, die nicht besser als in Qorayš sind, unter der Fahne des Propheten (Allahs Segen und Heil auf ihm) und unternahmen Eroberungszüge in Richtung des persischen und römischen Reiches. Sie besetzten diese und fingen an sich mit den weltlichen Angelegenheiten zu befassen; sie häuften große Reichtümer, dass sie bei manchen Kriegen jedem arabischen Reiter an die Tausend Goldmünzen oder im selben Wert Silber verteilten und raubten unermessliche Beuten. Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Eroberungen der Araber immer die Zerstörung der jeweiligen Zivilisationen mit sich brachten, denn die kultivierten, blühenden und bebauten Städte wurden von ihren Bewohnern verlassen. Die Felder änderten sich zum Ödland. Das Land Jemen hat sich außer ein paar seiner Städte zu einer Ruine entwickelt. Die iranische Zivilisation im Lande Irak wurde völlig zerstört und dieselbe Situation herrscht in Syrien. Banu Hilal und Banu Sulaym, die bis nach Tunesien und Marokko eingedrungen waren und annähernd 350 Jahre für ihre Vorherrschaften gegeneinander Kriege geführt haben, und sich in diesen Ländern niederließen, vernichteten grüne Landflächen. Die Gebiete zwischen dem Mediterranen Meer und dem Sudan, die vorher bebaut und besiedelt waren, sind heute nur noch eine Wüste, worin übrig gebliebene Ruinen, Flachreliefe und ein paar Dörfer nur noch an eine Zivilisation erinnern.“ [ Al-Moqaddima von Ibn Khaldun, Kapitel der Reihe nach 27, 28 u. 21].

Diese Passagen, die aus dem Al-Moqaddima entnommen sind, sind nur wenige der Kritiken des Ibn Khaldun an die Araber. Über die Natur der Araber im Qur’an, worin das Wort an den Propheten gerichtet ist, steht geschrieben: „Doch wenn sie eine Ware sehen oder ein Spiel, dann brechen sie sogleich dazu auf und lassen dich stehen.“  Sure 62:11

Bildquelle: islamicinvitationturkey.com Al Nusra Front

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Al Nusra Front

Die Unordnung hat dabei verursacht, dass Kämpfer zunehmend zu denjenigen Gruppen gepusht worden sind, die eine stärkere Finanzierung und radikalere Ziele zu haben schienen – Gruppen wie die al-Nusra Front und schließlich der islamische Staat, die sich Anfang des Jahres 2014 von der al-Qaida abgespalten hatten. Das letzte Jahr hat eine Reihe von Abtrünnigen aus gemäßigten Gruppen in diese extremistischen Elemente überlaufen gesehen. Im Dezember 2013 beispielsweise, kündigte der ehemalige Kommandeur der Freien Syrische Armee Saddam al-Jamal in einem Video an, „dass er dem islamischen Staat beitritt, denn mit der Zeit erkannte er, dass die FSA ein Projekt war, das von ausländischen Mächten finanziert wurde, wie von Ländern, wie vor allem Katar.“

Einige der Personen, die von Katar Fonds profitiert haben, schlossen sich radikaleren und finanzkräftigeren Brigaden an, und nahmen ihre Erfahrung und ihre Waffen mit. Katar entwickelte schon früh Beziehungen zu Rebellengruppen, die später radikalisiert wurden und sich der Salafisten-Jihad-Bewegung anschlossen, darunter auch der al-Nusra Front und der islamische Staat.

Bildquelle: islamicinvitationturkey.com Flagge Al Nusra Front

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Flagge Al Nusra Front

Selbst als die syrische Opposition von Extremisten angezogen wurde, argumentierte Katar zynisch Ende 2012, „dass die Welt sich erst später Gedanken über Radikale machen sollte.“ „Ich bin sehr dagegen, jemanden in dieser Phase auszuschließen, oder als Terroristen oder als al-Qaida Mitglied zu brandmarken“, argumentierte Khalid bin Mohammad Al Attiyah, Staatsminister für auswärtige Angelegenheiten in Katar, bei einer Sicherheitskonferenz im Dezember des Jahres 2012.

Dieses Gefühl wurde von Emir Tamim in seinem Interview mit CNN vor kurzem bekräftigt, mit dem Argument, dass es ein „großer Fehler“ sei, alle islamistischen Gruppen in Syrien als Extremisten über einen Kamm zu scheren. In der Tat, bei allen seinen jüngsten Äußerungen bezüglich dem islamischen Extremismus, zeigte Doha zwar Ablehnung gegen den islamischen Staat, aber nie gegen die radikalislamische al-Nusra Front.

Elzein, vom Al Jazeera Zentrum für Studien, verteidigt die Unterstützung Katars für Islamisten im Nahen Osten. Er beschreibt das Gerangel zwischen Doha und den anderen Persischen-Golf-Monarchien als Wettbewerb, zwischen dem Status quo und dem Wandel, in dem sich Katar flexibel auf die Veränderungen in der Region zeigt.

Die Außenpolitik Katars erzeugt eine Menge Kontroversen, aber vielleicht ist das Teil seiner Natur. Und in der Tat, ist Katar bei weitem nicht der einzige Golfstaat, dessen Rolle in Syrien und anderswo negative, katastrophale Auswirkungen hatte. Saudi-Arabien hat ebenso Einzelpersonen und unterschiedliche radikalislamische Rebellengruppen in Syrien unterstützt und die Vereinigten Arabischen Emirate haben mit spezifischen radikalislamischen Milizen in Libyen für Chaos gesorgt. Ägypten hat eine Regierung, die beide Länder stark unterstützen und Massenmenschenrechtsverletzungen waren die Folge, beim Sturz der Muslimbruderschaft. Katars Absichten, dem syrischen Volk zu helfen, waren niemals echt, sie waren eine Kombination von Methoden und planloser Unterstützung ideologisch gleichgesinnter Proxies, die dabei geholfen haben, die Opposition auszuschalten, bzw. zu radikalisieren und damit Chaos im ganzen Nahen Osten verursachten.

Erinnern wir uns einfach noch einmal zurück, was der berühmte Historiker Ibn Khaldun ‏ابن خلدون im 14. Jhd. über die Natur der Araber im Al Moqaddima schrieb, wie er hier in der Mitte des Artikels zitiert wurde, dann sehen wir heute, dass sich nichts, aber rein gar nichts in der Natur der heutigen Araber, im Vergleich zu jenen Arabern und den unzweifelhaften tragischen Geschehnissen der Vergangenheit, über Jahrhunderte hinweg, verändert hat.

Fortsetzung 4. Teil der Artikelreihe