Altiranische Kosmogonie – der Verteidigungskampf der materiellen Schöpfung (8)

Âfarineše HastiVon Artaxerxes I.
Als der unterlegene Ahriman und sein dämonisches Gefolge zur eiligen Flucht in die unendliche Finsternis ansetzten, lösten sich die materiellen Schöpfungen langsam aus ihrer lähmenden Ohnmacht und gingen nun ihrerseits entschlossen zum Angriff über.

Die erste materielle Schöpfung, die sich Ahriman in den Weg stellte war dabei der Himmel. Der Geist des Himmels, der zuvor aus Furcht klein beigegeben hatte, erschien nun in der Gestalt eines agilen, heldenhaften Kriegers, der mit einer metallenen Rüstung gewappnet ist und stellte sich mutig Ahriman in den Weg. Um ihn an der Flucht zu hindern, erbaute der Geist des Himmels zunächst eine unsichtbare Mauer um das Himmelsei. Dieser Mauer wurde dann von Ohrmazd anschließend zu einem massiven Wall umgewandelt, deren Härte dabei die des metallenen Himmelgewölbes bei weitem überrragte, so dass Ahriman nicht wie zuvor ein Loch in sie schlagen konnte. Um diese Festung stellte Ohrmazd die Frawahr der wohltätigen Menschen auf, die so dicht formiert waren „wie die Haare auf einem Menschenhaupt“. Weiterlesen

Altiranische Kosmogonie – der Einbruch in die gute Schöpfung (7)

Âfarineše GitiVon Artaxerxes I.
Während der 3000 Jahre, in der die materielle Schöpfung in Verteidigungsbereitschaft stand, verbarg sich der ohnmächtige Ahriman weiterhin in den tiefsten Abgründen der unendlichen Finsternis. Der böse Geist vermochte es nicht, sich aus seiner Ohnmacht zu befreien, denn zu tief saß der Schock, den der heilige Gesang des Ohrmazd in seinem Körper und seinem Geist einst ausgelöst hatte.

Die dämonischen Kreaturen sorgten sich deshalb sehr um ihren Meister und schmiedeten umgehend einen Plan. Sie versuchten dabei ihren Vater aus der Passivität zu locken, indem sie ihn mit ihrer Kampfesbereitschaft zu einem Angriff auf die gute Schöpfung ermutigen wollten. Die gesamte Schar an Dämonen versammelte sich dazu in seiner Nähe und jeder sprach abwechselnd vor ihm diese Worte:

„Erhebe dich, unser Vater! Denn wir wollen in der Welt Krieg anstiften; dieser Krieg wird es sein wodurch dem Ohrmazd und den unsterblichen Heiligen Bedrängnis und Ungebürlichkeit entstehen soll!“ Weiterlesen

Altiranische Kosmogonie – die Erschaffung der Lichter (6)

$233483Von Artaxerxes I.
Nachdem die sieben materiellen Schöpfungen ausgeformt waren, begann Ohrmazd die irdischen Lichter zwischen der Erde und dem Himmel anzubringen. Von diesen Lichtern erschuf Ohrmazd zuerst die Sterne der Konstellationen (Stārān-ī axtarīg 1); diese fixierte er an das dunkelblaue Firmament (Spīhr 2) oberhalb der Wolkenspähre, dass aus dem leiblichen Körper der unendlichen Zeit geformt ist. Weiterlesen

Altiranische Kosmogonie – die Erschaffung der materiellen Welt (5)

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von Artaxerxes I

Während der ohnmächtige Ahriman in den tiefsten Abgründen der unendlichen Finsternis verblieb, nutzte Ohrmazd seine Abwesenheit für die Erschaffung der materiellen Schöpfungen (Gētīg 1), die er schon lange zuvor als geistige Urformen in einem Körper aus Feuer eingeschlossen hatte. Dieser Übergang der geistigen Prototypen in ihre materielle Form wurde von den alten Iranern wie die Geburt eines Menschenkindes vorgestellt, dass im Mutterleib zuvor eingeschlossen ist.

Die unergreifbaren und bewegungslosen Urformen wurden dabei in geistiger Weise so ernährt, wie ein männlicher Same (Šusar 2), der Nahrung in der Nässe der Gebärmutter vorfindet. Dieser Same vermischt sich im Laufe der Zeit mit dem mütterlichen Blut; aus diesem Akt heraus entsteht schließlich der menschliche Embryo. Ursprünglich gleichförmig beschaffen, wird sich die Gestalt des Embryos durch die Bildung seiner vier Gliedmaßen ändern. Mit dem darauffolgenden Prozess der „Aushöhlung“ entwickeln sich anschließend die Augen, die Ohren und der Mund, mit dem der Neugeborene seine Umwelt wahrnehmen wird. Zuletzt erfolgt die Geburt des menschlichen Fötus, welches durch einen natürlichen Auftrieb beginnend sich auf eigenen Füßen fortbewegt, so wie die fertigen materiellen Schöpfungen nach ihrer endgültigen Ausformung ihre Aufgaben in der irdischen Welt wahrnehmen werden. Aus diesem Grund glaubten die alten Iraner, dass Ohrmazd für seine Geschöpfe sowohl Mutter (Mādar 3) als auch Vater (Pidar 4) war; ersteres, weil er die geistigen Prototypen wie eine Mutter ihr Embryo in ihrem eigenem Leib ernährte , zweiteres, weil er mit der materiellen Ausgestaltung der Prototypen wie ein Vater war, der seinem neugeborenen Kind den Weg in das Leben weist.

Kurz bevor der Schöpfer Ohrmazd sich jedoch der Erschaffung der materiellen Welt annahm, berief er noch kurzerhand eine Versammlung mit den Frawahr 5 der zukünftigen Menschen ein, die aus dem Samen des Urmenschen geboren werden. Ohrmazd wollte sich nämlich vergewissern, ob diese überhaupt damit einverstanden wären, in die materielle Welt und damit in die Vermischung von Gut und Böse gesetzt zu werden; deshalb stellte er ihnen folgende Frage: Weiterlesen

Altiranische Kosmogonie – der Vertrag (4)

Ahurâ Mazdâ-AhrimanVon Artaxerxes I.
Nachdem nun auch die böse Schöpfung unter Ahriman ins Leben gerufen wurde, wurde Ohrmazd in seinem hohen Wohnsitz auf sie aufmerksam. Er betrachtete mit prüfendem Blick die dunklen Kreaturen seines Gegners, welche nach dem Willen ihres Meisters schrecklich, moderig und böse beschaffen waren. Für einen Gott wie Ohrmazd schienen sie ihm kaum verehrungswürdig, deshalb pries er sie nicht an. Ahriman dagegen blickte voll Bewunderung auf die reinen Geschöpfe des Ohrmazd, denn auch wenn er sich in heftiger Opposition zu ihnen sah, konnte er nicht umhin zuzugeben, dass sie aufgrund ihrer Allwissenheit, Sieghaftigkeit und Tiefsinnigkeit absolut preiswürdig waren; so kam es, dass der böse Ahriman die Schöpfung seines Gegenübers in höchsten Tönen lobte. Weiterlesen

Altiranische Kosmogonie – geistige Schöpfungen (3)

Ahurâ MazdâVon Artaxerxes I.
Ohrmazd erschuf zuallererst die Existenz des Spirituellen in der Form des guten Vorankommens (Nēk-Rawišnīh), welches seinen eigenen Körper zum Guten hin vervollkommnen wird. Jener Geist stellt die Basis für die Erschaffung der gutartigen Schöpfung von Ohrmazd dar, denn er erschafft aus reiner Wohltätigkeit und Güte. Bevor sich Ohrmazd daran machte, seine geistige Schöpfung weiterzuführen, hielt er kurz inne und erblickte mit seinem erleuchteten Weitblick folgendes:

„Ahriman wird niemals von seiner Feindschaft ablassen; dieser Widersacher wird nicht machtlos gemacht werden außer durch die Erschaffung meiner Geschöpfe“ Weiterlesen

Altiranische Kosmogonie – Der Uranfang (2)

$233154Von Artaxerxes I.
Die alten Iraner glaubten, dass seit Anbeginn der Zeiten zwei geistige Urwesen im kosmischen Raum existierten. Einer von ihnen war Ohrmazd1, der mit Allwissenheit (Harwisp-Āgāhīh) und Güte (Wehīh) gesegnete Herr der Weisheit, von dem alles Gute hervorgeht; dieser befand sich seit unendlicher Zeit (Zamān-ī Akanārag2) in den höchsten Höhen des Kosmos, dort wo die Essenz des Lichtes gelagert ist, das seit alters her als das unendliche Licht (Asar Rōšnīh) bezeichnet wird. Weiterlesen

Altiranische Kosmogonie (1)

Big BangVon Artaxerxes I.
Das heutige Avesta als ältestes schriftliches Zeugnis über die religiösen Traditionen der alten Iraner enthält selbst keine systematische Zusammenstellung der iranischen Schöpfungssage. Erst in sehr viel späterer Zeit unter der Herrschaft der Sassaniden, wurde die iranische Schöpfungssage in einem Text kompiliert. Dabei handelt es sich um den Dāmdād-Nask („Erschaffung der Geschöpfe“), einem der 21 Nask des sassanidenzeitlichen Avestas. Zwar ist dieses Buch in den Wirren der arabischen Invasion verlorengegangen, doch ist sein Inhalt uns größtenteils noch durch spätere Werke wie dem Bundahišn und den Vizīdagīhā ī Zādspram („Selections of Zād-Spram) überliefert. Diese beiden sich ergänzenden Werke zeigen eine kohärente Abhandlung der iranischen Schöpfungssage und sind damit unsere vorzüglichsten Quellen für die iranische Schöpfungsgeschichte. Weiterlesen

Iranische Mythologie I – Das Ur-Rind der iranischen Mythologie

Gāve-iektā-āfaride_Malerei von Hamid Fâm

Gāve-iektā-āfaride_Malerei von Hamid Fâm

Von: Bahrâm

In den Mythologien vieler Völker existiert das Konzept des Ur-Rindes, welches am Anfang der Welt das erste erschaffene Tier ist. Auch wenn die Vorstellung und das Schicksal des Ur-Rindes in diesen unterschiedlichen Kulturen stark variiert, so verweist das Konzept des Ur-Rindes auf einen verbreiteten alten Rinderkult, der in dieser Form einen starken Wiederhall in den Mythologien dieser Kulturen fand. Weiterlesen

Zarathustra, ein Denker oder ein Prophet? (2)

Zarathustra, ein Denker oder ein Prophet? (1)

Von: Dr. Nurialâ
Übersetzung: ©Fartâb Pârse

Wenn wir Zarathustra allein wegen seiner Gespräche mit Gott oder seiner Rolle als Prophet etwa mit dem Propheten des Islam vergleichen, und wenn wir seine Weltanschauung mit der islamischen Weltanschauung des Propheten Mohammad (die ihre Wurzeln im Israelischen [11] hat) vergleichen, fällt einiges auf:

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Zarathustra, ein Denker oder ein Prophet? (1)

Von: Dr. Nurialâ
Übersetzung: ©Fartâb Pârse

Der 6. Farvardin (25.03.) ist der angenommene Geburtstag [1] von Zarathustra (vermutet, vereinbart aber bedeutend, angebracht und gesegnet), der legendären und weltberühmten Persönlichkeit Irans. Zu diesem einmaligen Anlass befasse ich mich mit einigen interessanten Themen über Zarathustra. Weiterlesen

Ahurâ Mazdâ

Das Tunnelsystem von Derinkuyu, das im Jahr 1963 entdeckt wurde, liegt im Gebiet Kappadokien in der heutigen Türkei. Dieser Zufluchtsort berichtet über das heimliche Leben der Generationen der Menschheit, tief in der Erde vor tausenden von Jahren. Anscheinend hatten diese Menschen große Angst vor einer vernichtenden Macht, die nicht irdisch schien, und bauten auf Befehl einer Person, die vermutlich Ahurâ Mazdâ sein soll, dessen Gefolgschaft, die antiken Zoroastrier waren.

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