Die Verluste in Syrien lassen die Tiefe der iranischen Beteiligung im Krieg gegen den IS erahnen

iranian-military

Tehran – Die iranische Regierung ist seit langem der größte Unterstützer des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad. Aber bis heute hatten wir kein gutes Gespür dafür, wie weit die Iraner tatsächlich involviert sind, um ihren Verbündeten gegen den IS und seinen westlichen und arabischen Unterstützern, am Leben zu halten. Aber ein neuer Bericht des Washington Institute – basierend auf Informationen in persisch-sprachigen Medien, bezüglich Trauerfeiern für iranische, afghanische und pakistanische schiitische Kämpfer in Syrien, gibt uns ein Gefühl von der Intensität der Beteiligung Irans. Insgesamt 113 Iraner, 121 Afghanen und 20 Pakistanis sind in den Kämpfen in Syrien seit Januar 2013 gefallen.

Bildquelle: Photo AP Special Operation Forces der iranischen Revolutionsgarden

Bildquelle: Photo AP
Special Operation Forces der iranischen Revolutionsgarden

Der vorliegende Bericht stellt fest, dass alle der 113 getöteten Iraner bei den Iranischen Revolutionsgarden (IRGC) dienten, von denen acht aus der Eliteeinheit der Al Quds Armee stammten. Alle afghanischen Kämpfer, die getötet wurden, waren Mitglieder der Fatemiyoun Brigade – eine schiitische Miliz die von Tehran im Jahr 2014 gegründet wurde – während die Pakistanis bei der Zainabiyoun Brigade dienten. Es überrascht nicht, dass beide Gruppen der Al Quds Armee unterstehen. Die Hisbollah hat in Syrien bis heute bis zu 1.000 Kämpfer gegen den IS verloren.

Neben den schiitischen Kämpfern unter der Aufsicht der iranischen Al Quds Armee aus Afghanistan, Pakistan und anderen Ländern, stellen die IRGC immer mehr eigenes Bodentruppen-Personal in Syrien für den direkten Kampfeinsatz zur Verfügung.

Während einer Fernsehansprache am 26. Juli 2015, gab der syrische Präsident Bashar al-Assad zum ersten Mal zu, dass sein Regime an einem Mangel an Humanressourcen im laufenden Bürgerkrieg leidet und implizierte die Anerkennung der Opfer der verschiedenen iranisch gesponserten Kräfte, die der Unterstützung seiner Truppen dienten. Er erwähnte die ersten Aktivitäten der libanesischen Hisbollah in Syrien seit Anfang 2013 und hat dem iranischen Proxy eine wichtige und wirksame Rolle in diesem Krieg zugeschrieben, anstatt der Aufrechterhaltung der Behauptung, dass Tehran die Teilnahme an diesem Konflikt auf die Bereitstellung von Militärexperten begrenzt. Dabei hat er Aussagen von iranischen Beamten bestätigt, die in der Regel erklären, dass iranische Staatsangehörige, die in Syrien getötet wurden, kein militärisches Personal, welches dort von der Regierung eingesetzt wird waren, sondern Freiwillige der Organisation „Märtyrer Hüter des Schreins“ (Shohada-ye modafe-e haram), eine artverwandte Gruppe der Organisation „schiitische Pilgerstätten in Damaskus“.

Die wirkliche Zahl der iranischen Opfer in Syrien ist nicht bekannt, und Tehran hat allen Grund,  den Grad seiner Beteiligung und die Verluste dort herunterzuspielen. Doch eine Untersuchung von Trauerfeiern für iranische, afghanische und pakistanische schiitische Kämpfer, die im Krieg in den letzten zwei-ein-halb Jahren getötet wurden, bietet einige Hinweise auf das militärische Engagement der Islamischen Republik. Nach Angaben persisch-sprachiger Quellen, die öffentlich bekannt gewordene Beerdigungen von Schiiten in Iran gesammelt haben, sind 113 iranische Staatsangehörige, 121 afghanische Staatsangehörige und 20 pakistanische Staatsangehörige im Kampf in Syrien seit Januar 2013 getötet worden.

Bezeichnenderweise haben alle öffentlichen Quellen angegeben, dass alle 113 der iranischen Opfer bei den Iranischen Revolutionsgarden dienten. Bei Identifizierung der Opfer von einem Zweig der IRGC wurde festgestellt, dass 8 Personen bei den IRGC Bodentruppen dienten, weitere 8 Personen wurden als Mitglieder der Al Quds Armee identifiziert und 3 Personen dienten bei den Basij-Milizen. Beerdigungsfotos und biographische Materialien, die Online gestellt wurden, legen nahe, dass die restlichen 94 Personen ebenso im aktiven Dienst als IRGC-Mitglieder dienten, obwohl nicht bekannt ist, welcher Abteilung sie zuzuordnen sind. Für einige dieser Personen reflektieren die mangelnden freigegebenen Informationen der IRGC den Versuch, ihren Dienst in der Al Quds Armee, eine Elite-Einheit die auf extraterritoriale Operationen fokussiert ist, zu verschleiern oder zu vertuschen.

Afghanische und pakistanische Staatsangehörige, die im Kampf gefallen sind, waren alle ehemalige Mitglieder der Fatemiyoun Brigade, während die pakistanischen Opfer bei der Zainabiyoun Brigade dienten. Beide Milizen wurden offenbar durch die Al Quds Armee organisiert und hatten ihr direkt Bericht zu erstatten.

Die früheste Aufzeichnung eines iranischen Staatsangehörigen, der im Kampf in Syrien gefallen ist, handelte vom dreißig-jährigen Ali Asgari Taqanaki, einem Al Quds Armeeangehörigen, der in Damaskus am 28. Januar 2013 gefallen war. Der erste gemeldete getötete afghanische Staatsangehörige, mit schiitischer Religion, war Azim Vaezi, getötet an einem unbekannten Ort in Syrien, irgendwann vor dem September 2013 von ISIS Terroristen, und die erste Aufzeichnung eines pakistanischen Schiiten, war der Tod von Hossein Adel, in Damaskus, der irgendwann vor dem 6. Februar 2015 von ISIS Terroristen getötet wurde.

Während die ersten IRGC Mitglieder, die in Syrien getötet wurden, Angehörige der Al Quds Armee waren, zeigen Veröffentlichungen seit Juli 2014 eine steigende Zahl der Opfer von den IRGC Bodentruppen. Dies wird deutlich, durch die Analyse ihrer Beerdigungsorte in Iran: Al Quds Armeemitglieder aus dem ganzen Land, die nach Irans administrativen Abteilungen rekrutiert werden, sind individuell in ihrer Heimatprovinz begraben, aber diejenigen, die in den Landesstreitkräften organisiert sind und lokalen IRGC Einheiten dienten, werden jeweils in der Provinz bestattet. Daher zeigen Massenbestattungen in einer Provinz, dass Bodentruppeneinheiten aus dieser Provinz nach Syrien geschickt wurden.

Der Einsatz der Landesstreitkräfte scheint im Zuge der Opfer unter der Al Quds Armee vorgenommen worden zu sein – eine relativ kleine Einheit. Diese Tatsache ließ die IRGC keine andere Wahl, als ihre regulären Kräfte in Syrien einzusetzen.

Im Gegensatz dazu, wurde der Einsatz der Fatemiyoun und Zainabiyoun Brigaden scheinbar früh in diesem Konflikt geplant, vielleicht schon Ende 2012, als Iran und die Hisbollah die Notlage des Assad-Regimes erkannten. Dies würde auch zum Al Quds Armee Plan passen, afghanische und pakistanische Schiiten mit Kampferfahrung einzusetzen – das heißt, es war keine Reaktion auf iranische Opfer. Doch die Aufrechterhaltung der Fatemiyoun Brigade in Syrien, trotz ihrer hohen Verluste, kann den IRGC Kräftemangel und Assads anhaltenden Bedarf an Truppen gegen den IS reflektieren.

Ein Überblick über den Rang und die technischen Fähigkeiten der Opfer, enthüllt potenziell signifikante Unterschiede zwischen einigen, des iranischen und nicht-iranischen Personals. Unter den 113 Iranern wurden 10 als Sardar, als hochrangige IRGC Beamte identifiziert. Nach Leser-Kommentaren auf Websites, die sie im Gedenken an die Opfer richteten, waren sie technische Berater, Kampfberater, Trainer, Kampftruppen (darunter ein Panzerfahrer), iranische Special Operation Forces, Nachrichtenoffiziere und selbst ein Journalist und Fernseh-Dokumentarfilmer waren darunter. Im Gegensatz dazu, haben afghanische und pakistanische Staatsangehörige, ausschließlich als Fußsoldaten gedient, mit vier Ausnahmen: Brigadekommandeur Ali Reza Tavasoli, ein afghanischer Freiwilliger, der im Iran-Irak-Krieg gekämpft hat, sein Stellvertreter Reza Bakhshi, Kompanieführer Mehdi Saberi, und Mohammad Rezaei, ein Kleriker. Auf Facebook sind einige afghanische Opfer von westlichen Facebook Usern als Scharfschützen präsentiert worden, aber hier gibt es Hinweise, dass dort mehr als das eigentlich vorhandene Know-How angegeben wurde und dies nicht den Tatsachen entspricht.

Sehr wenige Informationen stehen über die spezifischen Operationen, für die diese Kämpfer engagiert wurden zur Verfügung. Noch komplizierter wird es, den Ort des Todes für die meisten von ihnen festzustellen, sie wurden gelistet unter den Begriffen „Syrien“ oder „Heiligtum in Damaskus“, was bedeuten soll, die Fiktion herzustellen, dass sie, während der Verteidigung schiitischer Pilgerstätten gemartert wurden, zum Beispiel werden sie aufgeführt, bei Kämpfen in Aleppo, weit im Norden Syriens. Eine Quelle hat zugegeben, dass die Fatemiyoun Brigade schwere Verluste erlitt, während das syrische Militär nach der anfänglichen Übernahme, den späteren Rückzug von Dokhaniyeh, östlich von Damaskus, im Oktober 2014 antreten musste. Die gleiche Quelle berichtet, dass wahrscheinlich, die Brigade in einer erfolglosen syrischen Armee Offensive in Aleppo im Februar 2015 beteiligt war.

Trotz all dem ist es unwahrscheinlich, dass Iran sein Engagement, das legitime Regime in Damaskus zu schützen, auch nur kurzfristig verlassen wird. Die Islamische Republik im Allgemeinen und die IRGC im Besonderen, haben so viel Blut und Geld in diesen US-initiierten Krieg gesteckt, dass sie nicht mehr glauben, dass sie ihre Unterstützung je zurückziehen können. Iran ist damit bis zum Sieg, in den Krieg gegen den Islamischen Staat und seinen westlichen und arabischen Unterstützern des internationalen Terrorismus, fest und unwiderruflich involviert. Wohl, wird der leichtere Zugang zu Devisen, in Folge des US-geführten Atomabkommens, mehr finanzielle Mittel für die IRGC Operationen in Syrien freilegen und es bleibt zu wünschen, dass Iran es schaffen wird, den internationalen Terrorismus in schiitisch dominierten Regionen von Afghanistan bis zum Libanon auszumerzen.

4 Gedanken zu „Die Verluste in Syrien lassen die Tiefe der iranischen Beteiligung im Krieg gegen den IS erahnen

  1. Die Shiiten handeln doch genauso,deswegen gab es ja gerade den Sunnitischen Aufstand im Irak(den ersten).

    Ich empfehle mesop.de dort wird Unparteiisch über jeder Gruppe berichtet und keiner kommt gut weg egal ob Sunniten,Shiiten,Peshmerga,PKK,YPG,Jesiden etc. alle bekämpfen sich gegenseitig(die Peshmerga habe schon immer Jesidische Mädchen entführt!),Kurden vertreiben Araber,Kurdische Parteien verhaften sich gegenseitig,Shiiten belagern von Kurden freigekämpfte Städte…

    Was soll man von Leuten halten die ihre eigenen Kinder umbringen wenn sie Vergewaltigt werden?Oder ertrinken lassen nur damit sie keine Mann anfasst oder verbrennen lassen damit sie kein Mann sieht.Sind das noch Menschen oder nur Roboter die ihren eigenen Gesetzen folgen?

    • Vergiss bitte nicht, dass diese Menschen genau die europäische Geschichte und den Gotteswahn Europas im Altertum und seine Inquisitionszeit erlebt; mit dem Unterschied, dass es damals um den Christentum ging und wie die Geistlichen die Menschen in Dummheit hielten und jeder seine Konfession für was besseres hielt und heute ist das gleiche Spiel mit Islam! Katolisch vs. evangelisch und jetzt sunnitisch vs. schiitisch! All das ist schon mal passiert, in Europa; wenn es nicht um den Glaube ging, dann um die Könige und Fürsten, die die Menschen hier ausgebeutet hatten! Nur, wir leben im digitalen Zeitalter und Internet, daher bekommt man alles mit, was an Barbarei (haargenau wie im alten Europa) passiert! Ihr hattet es auch gehabt und getan!

Hinterlasse einen Kommentar