Sieger im Nahen Osten

Download

Iranische Revolutionsgarden

Ein Kommentar von Ardašir Pârse

220px-Qasem_Soleimani_with_Zolfaghar_Order

Generalmajor des IRGC Qassem Soleimani in seiner offiziellen Militärtracht mit dem Orden von Zolfaghar im Jahr 2019.

Tehran – Generalmajor Qassem Soleimanis Traum der Hegemonie Irans in West Asien ist auf dem Weg Realität zu werden. Der zunehmende Abzug der US-amerikanischen Präsenz im Nahen- und Mittleren Osten und Washingtons Politik des maximalen Druckes mittels ungebremster Sanktionspolitik, führten zwangsläufig zur regionalen Dominanz Irans im Kampf um die Zukunft des Nahen- und Mittleren Ostens. Iranische Marschflugkörper und Drohnen, die am 14. September durch Huthi Rebellen in Jemen das Herz der saudi-arabischen Ölindustrie trafen, waren nicht nur ein Schlag gegen den Terror Staat Saudi-Arabien und seiner Kriegsverbrechen in Jemen, sondern auch ein Präzisionsschlag gegen das vorherrschende globale Paradigma. Die Angriffe der Huthi Rebellen und die Abschüsse US-amerikanischer Drohnen im Persischen Golf und Golf von Oman, sowie Abschüsse israelischer Drohnen mittels iranischer Waffentechnik durch die Hizbollah im Libanon, beweisen nicht nur eine weit entwickelte iranische Waffentechnik, sondern zeigen auch eine Welt im Umbruch, in der China, Russland und die Regionalmacht Iran, die militärische Vormachtstellung der USA in West Asien verdrängen.

Nirgendwo auf der Welt ist dieser Wandel offensichtlicher als in dieser Region, wo die Inkohärenz der Außenpolitik der Trump-Administration, deutlich wie nirgendwo sonst auf der Welt, zu spüren ist. Diese Entwicklungen sind ein Ergebnis aus dem Übermaß an US-Interventionen in der Vergangenheit durch die Bush- und Obama Administration und deren Kriegsverbrechen und den enormen Kosten für die USA, denen es letztendlich nirgendwo im Nahen- und Mittleren Osten gelungen war, eine Befriedung und wirtschaftliche Prosperität in den von ihnen und ihrer unheiligen Allianz zerstörten Länder herbeizuführen.

Imperiale-US-NATO-Basen-Iran-022012960-640x360

Unzweifelhaft waren die hunderttausende von US Soldaten die rund um Iran stationiert waren, eine Bedrohung für die nationale Sicherheit Irans und Syriens. Die Wende brachte der 33-Tage-Krieg“ zwischen Israel und der Hizbollah im Jahr 2006. Israel gelang es damals nicht die Hizbollah auszulöschen und einen demographischen Wandel im Süd-Libanon herbeizuführen.

facebook_1572035936083

Opfer, die durch Bombenangriffe Israels mit verbotenem weissem Phosphor im Gazastreifen schwer verletzt wurden

Unbestreitbar ist die Hizbollah heute, wie damals, die einzige Macht in Libanon, die die Bevölkerung des Libanon vor Israel schützen kann. Ex US-Außenministerin Condoleezza Rice stellte sich damals die Neugestaltung des Nahen Ostens allerdings anders vor, doch Soleimannis Intervention ließ in den letzten eineinhalb Jahrzehnten alle US geführten Kriege, die gegen Iran und seine Einflusssphäre gerichtet waren scheitern:

Die Hizbollah in Libanon kämpfte 2006 erfolgreich gegen Israel. Der iranische Einfluss in Irak ist gefestigt. Iran und seine Verbündeten haben den syrischen Bürgerkrieg gegen den von den USA, den Golfstaaten und der NATO unterstützten IS gewonnen und Iran hat einen saudi-arabischen Sieg über die Huthi in Jemen verhindert. Währenddessen hat auch die Kampagne der Trump-Regierung zum „Maximaldruck“  Iran nicht auf ihre Linie gebracht.

50628215_303

Huthi Rebellen im Jemen

Die US-Regierungen haben damit bewiesen, dass sie weder die politische Entschlossenheit, noch die Fähigkeit zu einem länger andauernden, erfolgreichen Militäreinsatz im Nahen- und Mittleren Osten besitzen.

Präsident Donald Trump hat seine Absicht deutlich gemacht, den militärischen Fingerabdruck der USA in Syrien und Afghanistan zu verringern. Am Persischen Golf und in Israel hat sich die Wahrnehmung der Vereinigten Staaten als unzuverlässigen Partner verstärkt und eine globale Abkehr von US-geführten Wirtschafts- und Sicherheitsinitiativen beschleunigt, genau wie in Iran selbst, als das letzte Fünkchen Vertrauen verloren gegangen war, als Donald Trump das Atomabkommen einseitig und ohne Grund aufkündigte.

In einer Zeit, in der Donald Trump kompromisslosen Unilateralismus forciert, hat der Rest der Welt seinen Wunsch nach einer auf Multilateralismus basierenden Ordnung zum Ausdruck gebracht, was sich in den Bemühungen zur Rettung des iranischen Atomabkommens von 2015 und dem Aufkommen neuer regionaler Institutionen wie z.B. die Asian Infrastructure Investment Bank geäußert hat.

Eine einheitliche Vision der Vereinigten Staaten und ihrer wichtigsten europäischen und regionalen Verbündeten hat längst aufgehört zu existieren. Dies zeigt sich nicht nur in Trumps scheinbar willkürlichem Vorgehen beim Abzug der Truppen aus Syrien, sondern auch in seinem Bestreben, das iranische Atomabkommen rückgängig zu machen. Die USA schufen sich gerade neue Feinde, die Kurden in Syrien, die der Wut des Machthabers am Bosporus ausgesetzt sind, nachdem die US Truppen abzogen.

Screenshot_20191026-000646_Facebook111

Opfer des NATO Partners Türkei durch Luftangriffe mit verbotenem weißem Phosphor auf syrische Kurden

 

 

Washington und seine europäischen Verbündeten wurden auseinander gerissen, während die jüngsten Eskalationen, die die Vereinigten Staaten Iran vorgeworfen haben, verbunden waren mit der Zurückhaltung der US-Regierung, militärisch zu reagieren und die Wahrnehmung einer US-Sicherheitsgarantie für die Golfstaaten und Israel erschüttert hat.

Die Koalition der arabischen Staaten und Israels, die die Trump-Regierung gegen den Iran mobilisiert hatte, beginnt nun auseinanderzubrechen. Denn für die Golfstaaten und auch für Israel ist die Prognose klar: Die USA verlassen den Nahen Osten. Sie haben schon lange befürchtet, den US-Sicherheitsschirm eines Tages zu verlieren, Sicher löst die Weigerung Donald Trumps, die US-Militärmacht gegen Iran einzusetzen daher ein grundlegendes Überdenken ihrer Sicherheitsstrategien aus. Aber man sollte Donald Trump nicht voreilig verurteilen, denn sein Widerstand, gegen die Idee, die USA weiterhin als Weltpolizei einzusetzen, ist vielleicht genau das, was Frieden im Nahen- und Mittleren Osten schaffen kann und nicht nur als strategischer Gewinn umgesetzt werden kann, wenn man die Kosten der USA für den Schutz des Ölflusses am Persischen Golf, laut Princeton University von 1976 bis 2007, auf 6,8 Billionen US-Dollar beziffert. Und wenn man ehrlich ist, wurde die Energiesicherheit in den letzten Jahrzehnten für den Rest der Welt auf dem Rücken der USA ausgetragen. Auch die Entlassung seines übelsten Sicherheitsberaters John Bolton im September 2019, war ein Schritt in die richtige Richtung.

Schon jetzt hat die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate eine neue Einigung mit Iran und hat Berichten zufolge einen hohen Beamten nach Tehran geschickt um die Beziehungen zwischen beiden Ländern zu verbessern. Selbst Saudi-Arabien, der Führer des Anti-Iran-Blocks, teilte Iran den Wunsch nach Deeskalation und einem Ende des Krieges im Jemen mit.

Die Regionalisierung und Internationalisierung der Sicherheitslast am Persischen Golf würde im Endergebnis der US-Regierung zugute kommen und gleichzeitig Frieden und Stabilität in der Region und darüber hinaus fördern.

Soleimanis Siege in Libanon, in Syrien, in Irak und in Jemen waren es nicht vordergründig, die zu der gegenwärtigen geopolitischen Situation führten, sondern alle die getroffenen selbstzerstörerischen Maßnahmen aufeinanderfolgender US-Regierungen, die vom unrealistischen Wahn geplagt waren, den Nahen Osten mit militärischen Mitteln in westliche Staaten oder zumindest ergebene Vasallenstaaten zu transformieren. John Bolton war einer dieser kranken Visionäre, nur, wer kranke Visionen hat sollte vielleicht einmal zum Arzt gehen.

Gescheitert sind sie letztlich an Iran. In den USA hat man heute zumindest verstanden, dass es keinen Frieden in der Region ohne Irans Beteiligung geben wird und der einzige Weg der dort hinführt ist der Dialog. Und ganz nebenbei, würde dabei auch Soleimanis Welt erheblich kleiner werden.

Hinterlasse einen Kommentar